Wie werde ich Agile Coach? 3 Auswahlkriterien für die Ausbildung
Sie möchten Agile Coach werden und suchen nach einer passenden Ausbildung? In diesem Artikel stellen wir Ihnen drei zentrale Auswahlkriterien vor, die Ihnen bei der Auswahl einer geeigneten Agile Coach Ausbildung helfen.
So finden Sie die passende Agile Coach Ausbildung
In einer sich verändernden Arbeitswelt sind Agile Coaches gefragter denn je. Als “Schweizer Taschenmesser” der agilen Organisation übernehmen sie viele verantwortungsvolle Aufgaben. Unter anderem unterstützen Agile Coaches
- Unternehmen bei der Einführung und Etablierung agiler Arbeitsweisen,
- Teams dabei, Engpässe in der Zusammenarbeit zu reduzieren, um kundenzentrierter und anpassungsfähiger zu werden und
- Organisationen bei der Umsetzung von Veränderungsvorhaben.
Um diese Rolle ausfüllen zu können, ist neben praktischer Erfahrung eine gute Ausbildung zum Agile Coach unerlässlich. Der Weg zum qualifizierten Agile Coach ist jedoch zeit- und kostenintensiv. Daher ist es wichtig, bei der Auswahl der Ausbildung genau hinzuschauen.
„Agile Coach“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Dies führt dazu, dass der Markt von einer Vielzahl von Ausbildungen überschwemmt wird. Das Angebot an Seminaren, Trainings und Kursen zum Agile Coach ist unübersichtlich. Doch nicht alle Schulungen erfüllen die Erwartungen, die angehende Coaches an eine Ausbildung haben. Bei der Auswahl einer Agile Coach Ausbildung sollte man daher auf einige Punkte achten, um den passenden Anbieter zu finden. In diesem Artikel stellen wir Ihnen drei zentrale Auswahlkriterien vor, die Ihnen dabei helfen sollen.
Ein Agile Coach ist eine vollwertige Rolle in einer Organisation. Agile Coaches sind keine Feelgood-Manager. Sie sind Prozessgeber*innen in Veränderungsvorhaben. Zudem unterstützen sie Unternehmen und Teams dabei, agile Arbeitsweisen zu etablieren und die Zusammenarbeit zu verbessern.
Die 3 wichtigsten Kriterien für die Auswahl einer Agile Coach Ausbildung
1. Zeitlicher & inhaltlicher Umfang der Agile Coach Ausbildung
Das Wissen und die Fähigkeiten, die Sie als Agile Coach benötigen, entstehen nicht über Nacht. Um sich effektiv für diese Rolle zu qualifizieren, ist es wichtig, sich intensiv mit agilen Arbeitsweisen auseinanderzusetzen und durch praktische Erfahrungen zu lernen. Neben der inhaltlichen Tiefe spielt daher auch der zeitliche Umfang der Ausbildung eine entscheidende Rolle.
Eine hochwertige Agile Coach Ausbildung sollte bestimmte Mindestanforderungen erfüllen:
- Ausbildungsdauer: Eine solide Ausbildung sollte so umfangreich sein, dass sie die wesentlichen Aspekte des Coachings vermittelt. Ein Umfang von 80 bis 120 Stunden ist keine Seltenheit. Damit ist gewährleistet, dass die Teilnehmenden genügend Zeit haben, sich die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Tiefe anzueignen.
- Trainingstage: Aus dem Umfang ergibt sich die Anzahl der Trainingstage. Bis zu 20 intensive Tage sind sinnvoll, um genügend Zeit für die Wissensvermittlung und praktische Übungen zu haben. Dadurch wird sichergestellt, dass die Auszubildenden nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Fähigkeiten erwerben, die im realen Geschäftsumfeld anwendbar sind.
- Laufzeit: Es gibt sowohl Ausbildungsformate, die ihre Module z.B. über einen Zeitraum von ca. einem Monat am Stück planen, als auch Ausbildungen, die die Module über einen längeren Zeitraum verteilen. Längere Ausbildungen bieten den klaren Vorteil, dass das Gelernte zwischen den Modulen in der Praxis angewendet und diese Erfahrungen wieder in den Ausbildungskontext eingebracht werden können. So profitieren die Teilnehmenden von den Erfahrungen ihrer Trainer*innen und der restlichen Gruppe.
- Peer-Group-Arbeit: Die Teilnehmenden sollten die Möglichkeit haben, auch außerhalb der regulären Trainingsmodule mit anderen Teilnehmenden zusammenzuarbeiten, z.B. in Peer-Groups. Dies fördert den Erfahrungsaustausch, den Aufbau eines professionellen Netzwerks und das gemeinsame Lernen.
- Inhaltlicher Fokus: Anstatt sich ausschließlich auf bekannte Frameworks wie Scrum oder Kanban zu konzentrieren, sollte die Ausbildung auch Werkzeuge und Methoden für die Teamarbeit in dynamischen Arbeitsumgebungen umfassen. Dies stellt sicher, dass Sie als zukünftiger Agile Coach in verschiedenen Kontexten und nicht nur innerhalb bestimmter Frameworks arbeiten können.
2. Verhältnis zwischen Theorievermittlung und Praxistransfer
Agile Coaching basiert auf einem tiefen Verständnis sowohl der Theorie als auch der praktischen Anwendung agiler Arbeitsweisen. Erfahrung, Ausprobieren, Scheitern und erneutes Ausprobieren sind integrale Bestandteile des Lernprozesses. Und so wertvoll ein umfangreiches Training auch ist, es geht nicht nur darum, wie lange es dauert, sondern auch darum, wie intensiv und effektiv das Gelernte in die Praxis umgesetzt wird.
Eine gute Agile Coach Ausbildung sollte die folgenden Elemente kombinieren:
- Balance zwischen Theorie und Praxis: Theoretische Grundlagen und Ableitungen sind essentiell, um das Warum und Wie von agilem Coaching zu verstehen. Genauso wichtig ist jedoch das Ausprobieren, Reflektieren und Iterieren im realen Arbeitskontext. In einer guten Ausbildung haben Sie genügend Zeit, das Gelernte auszuprobieren und Erfolge und Misserfolge zu reflektieren.
- Lernkonzept: Eine effektive Ausbildung bietet ein ausgewogenes Verhältnis von Theorievermittlung, Übungen und Simulationen, praktischen Reflexionseinheiten sowie Experimenten. Agile Coaching erfordert ein ganzheitliches Verständnis der Arbeit mit Teams in Unternehmen. Eine gute Ausbildung betrachtet daher die vermittelten Themen nicht als isolierte Blöcke, sondern stellt immer wieder Bezüge zwischen den Modulen her.
- Erfahrung der Trainer*innen: Trainer*innen, die selbst hauptberuflich als Agile Coaches arbeiten, bringen einen unschätzbaren Vorteil mit: Sie können authentisch aus ihrer Praxis berichten, Erfolgsgeschichten teilen, aber auch über eigene Misserfolge und Herausforderungen sprechen. So erhalten die Teilnehmenden nicht nur ein rosarotes Bild der Arbeit als Coach, sondern lernen, mit den realen Herausforderungen des Agile Coachings umzugehen.
- Haltung gegenüber dem Lernprozess: Die Ausbildung zum Agile Coach ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer persönlichen Lernreise. Sie soll eine intensive Begleitung bei den ersten Schritten gewährleisten. Die Reise ist damit aber noch lange nicht zu Ende. Gute Trainer*innen ermutigen die Teilnehmenden, ständig neugierig zu bleiben und ihr Wissen stetig zu erweitern.
3. Qualität und Anbieter der Zertifizierung
Der Weg zum Agile Coach ist nicht linear und endet nicht mit einer Zertifizierung. Es ist ein kontinuierlicher Prozess des Lernens, Reflektierens und Anpassens an sich ständig ändernde Anforderungen und Situationen. Eine solide und anerkannte Zertifizierung ist jedoch ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg und sollte bestimmte Qualitätsstandards erfüllen.
Hier sind einige wichtige Aspekte, die bei der Wahl einer Zertifizierung zu berücksichtigen sind:
- Kooperation mit renommierten Instituten: Die Zusammenarbeit mit renommierten Institutionen verleiht der Zertifizierung zusätzliche Glaubwürdigkeit und Gewicht. Institutionen wie beispielsweise die Industrie- und Handelskammern vergeben ihre Zertifikate nach transparenten Kriterien und hohen Qualitätsanforderungen.
- Relevanz der Prüfungsinhalte: Die Bewertung eines Agile Coaches sollte weniger auf rein theoretischem Wissen über Methoden oder Frameworks basieren, sondern vielmehr auf der Fähigkeit, dieses Wissen in der Praxis anzuwenden. Eine Zertifizierung sollte daher nicht nur durch Multiple-Choice-Tests erworben werden können, sondern den praktischen Transfer der Lernenden in den Mittelpunkt stellen.
- Umfassende Dokumentation: Eine fundierte Zertifizierung sollte mindestens eine schriftliche Dokumentation und Reflexion einer Prozessbegleitung durch den Teilnehmenden verlangen. Dies gibt Aufschluss über die persönliche und fachliche Entwicklung. Zudem wird nachvollziehbar, wie das Gelernte in realen Situationen angewendet wurde und wie sich der angehende Agile Coach in diesen Kontexten bewährt hat.
Weitere Aspekte, die Ihnen die Entscheidung erleichtern
In der Welt des agilen Coachings und bei der Auswahl einer Ausbildung gibt es viele Dinge zu beachten. Hier sind einige zusätzliche Aspekte, die Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen sollten:
- Eigene Bedürfnisse verstehen: Was genau suchen Sie? Möchten Sie nur einen ersten Einblick in das Thema erhalten, einen Intensivkurs besuchen oder bevorzugen Sie eine ausführliche Schulung über mehrere Monate?
- Umsetzung der Lerninhalte: Haben Sie wirklich die Zeit und das berufliche Umfeld, um das Gelernte umzusetzen? Ihre Möglichkeiten und Ihr Wille, das Gelernte in die Praxis umzusetzen, sind entscheidend für den Erfolg Ihrer Ausbildung.
- Motivation klären: Warum wollen Sie diese Ausbildung machen? Wollen Sie die Ausbildung freiwillig machen oder fühlen Sie sich aus irgendeinem Grund dazu gezwungen?
- Vertrauen Sie Ihrem Instinkt: Letztendlich ist das Bauchgefühl ein wichtiger Indikator. Wie empfinden Sie den ersten Kontakt? Sind Sie mit dem Team oder den Kontaktpersonen auf einer Wellenlänge? Können Sie sich vorstellen, viel Zeit mit ihnen zu verbringen? Wenn etwas nicht stimmig erscheint, hören Sie auf Ihre Intuition.
Fazit
Bei der Wahl des richtigen Weiterbildungsangebots sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn Sie sich jedoch einen Moment Zeit nehmen und sich fragen, was Sie für Ihre aktuelle Situation oder Ihren weiteren beruflichen Werdegang wirklich brauchen, können Sie schon viel Ordnung in das Chaos bringen. Die wichtigsten Kriterien für eine Entscheidung sind der Umfang der Ausbildung im Verhältnis zur eigenen Motivation und zeitlichen Kapazität, die Qualität der Lehre und der Praxistransfer.