Scrum Events: 5+1 Meetings für jedes agile Team
Als das wohl populärste agile Vorgehensmodell hat Scrum großen Einfluss auf neue Formen der Zusammenarbeit. Die 5 Scrum Events und ein ebenfalls weit verbreitetes Meeting-Format sind zum Quasistandard geworden, wenn man über Agilität spricht – und teils auch darüber hinaus. In diesem Artikel lernen Sie die Formate, ihre Ziele und Vorteile kennen.
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Was sind die 5 Scrum Events?
Damit Teams effektiv arbeiten und wertstiftende Ergebnisse liefern, müssen sie ihre Zusammenarbeit organisieren. Neben unterschiedlichen Vorgehensweisen im Projektmanagement und der agilen Halbschwester Kanban, wird in vielen Unternehmen Scrum praktiziert. Ursprünglich in der IT beheimatet, wird es mittlerweile auch im Marketing, in der Produktentwicklung, manchmal auch in der Buchhaltung und Kantine genutzt.
Die fünf Scrum Events sind das Herzstück von Scrum: Sprint, Sprint Planning, Daily Standup, Sprint Review und Sprint Retrospective sind in Scrum Guide, dem Handbuch des Frameworks, als verbindliche Bestandteile definiert.
Man bekommt viel geschenkt, wenn man die Meetings wie beschrieben einhält – selbst wenn man sie nicht vollständig verstanden hat.
In vielen Teams hat sich zudem auch das Backlog Refinement (gern auch Backlog Grooming genannt) als Scrum Meeting etabliert. Im Gegensatz zu den anderen Formaten ist es jedoch nicht verpflichtend und wird daher nicht zu den klassischen Scrum Events hinzugezählt.
Scrum Events vs. Scrum Meetings
Für viele mag es Wortklauberei sein: Scrum Events sind keine Scrum Meetings. In Wahrheit sind vier der fünf Events eben genau das: Treffen, in denen man zu einem gemeinsamen Zweck zusammensitzt. Die Ausnahme ist der Sprint, denn dieser bildet eine Art Klammer, innerhalb derer alle anderen Formate stattfinden.
Aus diesem Grund hat sich die Scrum-Community für eine Unterscheidung zwischen Scrum Events und Meetings entschieden:
- Scrum Meetings: Sprint Planning, Daily Standup, Sprint Review und Sprint Retrospective (sowie optional auch das Backlog Refinement)
- Scrum Events: Alle Scrum Meetings sowie der Sprint als rahmengebendes Event
In den nächsten Kapiteln erhalten Sie eine Übersicht zu den 5+1 Scrum Events sowie Links zu vertiefenden Artikeln und Präsentationen.
Scrum Event Nr. 1: Sprint
Ein Sprint ist ein fester Zeitraum, in dem das Scrum-Team fokussiert und mit möglichst wenig Ablenkung an gemeinsam festgelegten Aufgabenpaketen arbeitet.
Wie beschrieben besteht Scrum aus fünf Events. Während Sprint Planning, Daily Standup, Sprint Review und Sprint Retrospective Meetingformate sind, in denen sich das Scrum-Team trifft und als Gruppe zu einer organisatorischen Aufgabe zusammenarbeitet, ist der Sprint kein Meeting im eigentlichen Sinn.
Die meisten Teams arbeiten in Zwei-Wochen–Sprints, wobei mit Ablauf des Zeitraums ohne Unterbrechung ein nächster Sprint begonnen wird. Die Länge eines Sprints – also die Zeiteinheit – bleibt dabei immer gleich. Aus diesem Grund spricht man auch von Sprint-Zyklus.
Der Sprint bildet somit eine Art zeitliche Klammer. Die weiteren vier Scrum Events und vor allem die Fokuszeit sind verpflichtender Bestandteil jedes Sprints. Weitere Treffen, Workshops und Maßnahmen werden nach Bedarf vom Team organisiert. Dazu gehören z.B. die folgenden:
- Treffen zur fachlichen Abstimmung mit anderen Teams
- Regeltermine mit Stakeholder*innen, um ein Verständnis zu Anforderungen und Abhängigkeiten zu erhalten
- Interviews mit Kund*innen der zu entwickelnden Lösung
- Planung der Produktvision, Strategie oder langfristigen Roadmap
- Kreativ- und Prototyping-Workshops zur gemeinschaftlichen Entwicklung von Lösungen
Ein wichtiges Prinzip des Sprints ist der „geschützte Rahmen“. Einmal geplant, soll der im Team priorisierte und für den Zeitraum beschlossene Arbeitsumfang nicht mehr verändert werden. In der Praxis eine große Herausforderung, denn selbst innerhalb von zwei Wochen können sich Rahmenbedingungen verändern oder neue Erkenntnisse entstehen. Hier hilft ein Scrum Master oder ein Agile Coach, die Risiken möglichst klein zu halten oder sie in einem gesunden Maß einzukalkulieren. Ziel ist es, dass ein Team produktiv arbeiten kann und nicht ständig im Planungsmodus agiert.
Sinn und Vorteile des Sprints
Die Idee des Sprints sorgt für einen fortlaufenden Rhythmus. Er dient damit als Taktgeber für die Zusammenarbeit und hat diverse Vorteile für unterschiedliche Personengruppen:
- Die gleichbleibende Struktur bedeutet weniger organisatorischen Aufwand für das Team.
- Eine im Vergleich bessere Gewichtung von Meetings zu Produktivarbeit gibt dem Team mehr Zeit, um Ergebnisse zu entwickeln.
- Ein gemeinsames Verständnis zur Organisation der Zusammenarbeit im Sprint verhindert Missverständnisse im Team und mit Führungskräften.
- Die Zusammenarbeit mit anderen Teams im gleichen Rhythmus vereinfacht den Austausch.
- Eine gemeinsame Sicht auf zu liefernde Arbeitsergebnisse am Sprintende hilft dem Team dabei, fokussierter und damit schneller zu arbeiten.
- Der geschützte Rahmen sorgt dafür, dass Teams sich besser konzentrieren können und weniger Zeit für Arbeit verschwendet wird, die keinen Mehrwert liefert.
- Die Zuverlässigkeit gegenüber anderen Stakeholder*innen steigt, so dass diese ebenfalls besser planen können.
Scrum Event Nr. 2: Sprint Planning
Im Sprint Planning (auch Sprint-Planung oder einfach Planning) kommt das gesamte Scrum-Team zusammen, um den Arbeitsfokus für den laufenden Sprint festzulegen. Hierzu erarbeiten die Teammitglieder Antworten auf die folgenden Fragen:
- Prioritäten: Welche Arbeitsergebnisse liefern unseren Kund*innen aktuell den größten Wert?
- Ergebnisqualität: Wie liefern wir eine passende Balance zwischen Aufwand und Mehrwert?
- Aufwand: Wie viel Arbeitzeit benötigt die angedachte Umsetzung?
Chronologisch gesehen ist das Sprint Planning das erste der Scrum Meetings. Typischerweise findet es gleich zu Beginn eines Sprints statt und dauert zwischen 2 und 8 Stunden. Die Zusammenarbeit wird von einem Agile Coach oder Scrum Master moderiert und ist durch verschiedene Methoden unterstützt:
- User Story Mapping hilft dabei, den Bedarf der Nutzer in kleine Arbeitspakete runterzubrechen.
- User Stories oder Job Stories geben einen Rahmen, in dem Ergebnisse verständlich formuliert werden.
- Planning Poker ist eine von mehreren möglichen Techniken, um Aufwände zu schätzen.
- Je nach Kontext gibt es noch diverse weitere Methoden und Praktiken.
Am Ende einer Sprint-Planung hat das Team ein gemeinsames Verständnis von den zu liefernden Arbeitsergebnissen – das sogenannte Sprintziel – definiert. Einen detaillierten Ablauf des Scrum Events haben wir auch in folgendem Artikel zusammengefasst:
Video zum Sprint Planning
Zudem empfehlen wir die Video-Erklärung von Maria Chec auf Ihrem Kanal “Agile State of Mind”:
Sinn und Vorteile des Sprint Plannings
Der Wert des Sprint Plannings entsteht vor allem durch zwei Faktoren:
- Alle Mitglieder eines agilen Teams werden miteinbezogen.
- Die Planung findet im regelmäßigen Rhythmus des Sprints statt.
Auf diese Weise erhalten Teams mit wenig Aufwand eine belastbare Planung, die flexibel auf Veränderungen angepasst werden kann. Richtig durchgeführt ergeben sich durch die Sprint-Planung folgende Vorteile:
- Das Team gewinnt im Austausch mehr Klarheit, warum etwas, was genau und wie etwas entwickelt wird, so dass weniger Fehler entstehen.
- Das Team versteht Hintergründe besser, ist nicht so schnell frustriert, wenn etwas nicht nach Plan läuft und kann die eigene Motivation hochhalten.
- Die Expert*innen eines Teams werden involviert und bringen ihre Perspektiven ein, so dass ein realistisches Bild der Ergebnisse und Aufwände entsteht, zugleich Abhängigkeiten sichtbar und Schnittstellenfehler vermieden werden.
- Die detaillierte Planung bezieht sich nur auf einen überschaubaren Zeithorizont. Somit wird wenig Zeit verschwendet, wenn sich Rahmenbedingungen verändern. Das steigert nicht nur den wirtschaftlichen Wert, sondern auch die Motivation des Teams.
- Durch den kundenzentrierten Fokus des Plannings wird sichergestellt, dass das Team sich nicht von unwichtigen Aufgaben ablenken lässt.
Scrum Event Nr. 3: Daily Standup
Das Daily Standup (auch “Daily”, “Daily Scrum” oder “Daily Huddle” genannt) sorgt für Transparenz zur aktuellen Arbeitssituation im Team. Hierzu trifft sich das komplette Scrum-Team für max. 15 Minuten und spricht über den Status im Sprint. Oftmals strukturiert das Team sein Daily mit drei Fragen:
- Was passiert bei mir aktuell?
- Was ist kürzlich fertig geworden?
- Wo benötige ich Unterstützung?
Das Daily Standup ist keine Kontrollmaßnahme des Managements. Statt Bericht nach oben zu liefern, geht es um Transparenz im Team und gegenseitige Hilfestellung. Hierbei hilft ein Agile Coach oder Scrum Master, indem sie/er mit gezielten Fragen Barrieren sichbar macht und dafür sorgt, dass sich Teammitglieder gemeinschaftlich der Lösung von Problemen widmen.
Das Daily ist ein einfaches Scrum Meeting. Man trifft sich gleichen Zeit am gleichen Ort und stellt die immer gleichen Fragen. Mehr Tipps und Details zum Daily Standup gibt es in unserem Artikel:
Video zum Daily Standup
Darüber hinaus empfehlen wir auch hier die Video-Erklärung von Maria Chec:
Sinn und Vorteile des Daily Standups
Die Hauptaufgabe des Daily Standups ist es, das Scrum-Team informiert zu halten. Es geht darum, Sichtbarkeit für die wichtigen Themen zu erreichen, um Risiken zu erkennen und das gemeinsame Potenzial des Teams zu heben. Aus Führungssicht betrachtet beantworten die täglichen Runden folgende Fragen:
- Wie kommen wir voran?
- Was hält uns davon ab das Sprintziel zu erreichen?
- Wobei können wir uns gegenseitig helfen?
Diese Form der Transparenz hat diverse Vorteile:
- Missverständnisse und Probleme werden frühzeitig sichtbar. Mit dem Bewusstsein übernimmt das Team die Verantwortung, diese zu lösen.
- Die geschäftliche Zusammenarbeit an Lösungen wird gefördert. Das Team fühlt sich enger verbunden und identifiziert sich stärker mit den Ergebnissen.
- Die Qualität der Arbeitsergebnisse wird besser, weil die Kommunikation typische Schnittstellenprobleme reduziert und Empathie für die Situation der Kolleg*innen schafft.
- Andere Treffen werden durch das Daily Scrum überflüssig, so dass mehr Zeit für produktive Arbeit bleibt.
- Das Team kann schneller zu besseren Entscheidungen kommen.
Scrum Event Nr. 4: Sprint Review
In der Sprint Review (auch “Review”) tauscht sich das Scrum-Team mit den relevanten Stakeholder*innen aus, um die zuletzt fertiggestellten Arbeitsergebnisse zur Nutzung freizugeben. Hierzu präsentiert jedes Teammitglied die eigenen Ergebnisse, bespricht fachliches Feedback und lässt sich diese auf Basis gemeinsam definierter Abnahmekriterien, der Definition of Done, durch den Product Owner freigeben.
Teams sollten das Scrum Event nicht als Berichtsmeeting für das Management sehen. Spezielle Zahlen zusammenzustellen oder Präsentationsfolien zu bauen, die nur für die Review geeignet sind, gilt als Verschwendung von Ressourcen. Stattdessen ist es vollkommen normal, wenn halbfertige oder ungeschönte Ergebnisse vorgestellt, besprochen, bewertet und mit Anmerkungen versehen werden.
Die Rolle des Managements ist es, ihre Erfahrungen und Perspektiven – oftmals operative Sichtweisen aus Finanzen, Vermarktung, Vertrieb, Produktion oder Logistik – einzubringen, sollten diese nicht im Kernteam vorhanden sein. Es ist nicht die Aufgabe des Managements, Entscheidungen für das Team zu treffen. Vielmehr sollen sie in der Rolle des Servant Leaders coachend und als Impulsgeber unterstützen.
Die Sprint Review findet zum Abschluss eine Sprints statt. Es ist nicht klar geregelt, aber für viele agile Teams ist sie gemeinsam mit der Sprint Retrospective die letzte Aufgabe im Sprintzyklus. Die Review dauert ca. 1 Stunde pro Sprintwoche. Einen detaillierten Ablauf der Sprint Review haben wir auch in folgendem Artikel zusammengefasst:
Sinn und Vorteile der Sprint Review
Die zentrale Aufgabe der Review ist es, den Austausch über die Arbeitsergebnisse des Teams mit Stakeholder*innen zu fördern und diese bei ausreichender Qualität für den produktiven Einsatz freizugeben. Durch den Austausch auf Augenhöhe, in dem verschiedene Perspektiven zum Einsatz kommen, zugleich die Verantwortung beim Team bleibt, ergeben sich diverse Vorteile:
- Der Austausch mit allen Stakeholder*innen macht Abhängigkeiten sichtbar, die in 1:1-Feedback-Gesprächen – wenn überhaupt – erst durch mehrfache, zeitaufwändige Termine auffallen würden.
- Der geplante Austausch zwischen produktiv arbeitenden Entwickler*innen und anderen Stakeholder*innen sorgt dafür, dass Teams konzentriert an der Lösung arbeiten können. Micromanagement wird vermieden und es bleibt Zeit, sich und die eigenen Ergebnisse zu hinterfragen.
- Da die Verantwortung im Team liegt und Führungskräfte zwar Feedback geben, aber keine Veränderungen anordnen können, fühlt sich die Gruppe nicht bevormundet und die Motivation bleibt hoch.
- Natürlich wird in der Sprint Review die Machbarkeit aus verschiedenen Perspektiven – z.B. finanziell, technologisch, logistisch – geprüft. Im Vordergrund steht aber der Mehrwert für die Nutzer*innen. Damit wird mit jedem Sprint die Qualität einer Lösung und damit des Unternehmens verbessert.
Scrum Event Nr. 5: Sprint Retrospective
In der Sprint Retrospective (auch “Retro” oder “Agile Retrospektive”) denkt ein Scrum-Team über seine Zusammenarbeit nach und entwickelt Lösungen, um organisatorisch und kollegial effektiver im Sinne der Kund*innen zu agieren. Hierzu blickt die Gruppe in einem gemeinsamen Meeting auf den endenden Sprint zurück und hinterfragt sich selbst kritisch.
Die Retro ist ein strukturiertes Format über ca. 60-90 Minuten, das von einem Agile Coach oder Scrum Master moderiert wird. Es sind alle Teammitglieder eingeladen. Formell gibt es unzählige Vorgehensweisen, um eine Retrospektive durchzuführen. Die einfachste Variante ist Keep-Start-Stop, in der drei Fragen im Fokus stehen:
- Was lief im vergangenen Sprint gut und sollte beibehalten werden?
- Welche Chance haben wir verpasst und womit sollten wir anfangen?
- Was lief nicht gut und sollte nicht noch einmal vorkommen?
Inhaltlich spricht das Team hierbei bewusst nicht über Arbeitsergebnisse, sondern eher über den Weg dorthin. Ein paar Beispiele:
- Kommunikation und Verständlichkeit
- Prozesse und Abläufe
- Vertrauen und Zuverlässigkeit
- Transparenz und Klarheit
- Rollenverteilung und Verantwortung
- Tools und Methoden
- Prinzipien und Regeln
Mit Stiften und Post-its ausgestattet schreibt jedes Team-Mitglied seine Antworten für sich auf und teilt diese im Anschluss in der Gruppe. Als visuelle Hilfsmittel kommen dabei häufig Flipcharts oder Canvas-Boards zum Einsatz:
Neben dem Daily Standup ist die Sprint Retrospective das Scrum Event, das sich auch außerhalb von Scrum-Teams größerer Beliebtheit erfreut. Speziell in einem Umfeld, in dem wenig Erfahrung mit offenem Feedback gemacht wurde, gibt es häufig Missverständnisse. Aus diesem Grund, haben wir zu diesem Thema einen Artikel geschrieben:
Video zur Sprint Retrospective
Darüber hinaus empfehlen wir die Video-Erklärung von Maria Chec auf Ihrem Kanal “Agile State of Mind”:
Sinn und Vorteile der Sprint Retrospective
Die agile Retrospektive gibt dem Team einen Rahmen, um über das eigene Handeln nachzudenken. Ziel des Formats ist es, dass das Team am Ende eines Sprints mehr und wertstiftendere Ergebnisse abliefern kann. Durch den regelmäßigen Austausch über die Zusammenarbeit entstehen diverse Vorteile:
- Da Gespräche über die Zusammenarbeit normalerweise selten sind, gibt es im Unternehmen viele informelle oder unbewusste Prozesse, Regeln und Normen. Die Retro sorgt für Bewusstsein und steigert die Effektivität eines Teams, da dieses sich als Gruppe zu hinterfragen beginnt.
- Die Unterscheidung zwischen Feedback auf Arbeitsergebnisse in der Review und Feedback auf Zusammenarbeit in der Retro reduziert das Konflikt- und Frustpotenzial im Team.
- Der regelmäßige Austausch hilft dem Team, stetig besser zu werden. Die Zusammenarbeit wird auf Basis konkreter Ereignisse besprochen und die Erinnerungen sind frisch. Damit entstehen Formen der Zusammenarbeit, die sehr nah am Bedarf sind.
- Das Team gewöhnt sich daran, auch kritische Themen anzusprechen und lernt Probleme offen zu klären. Damit steigt das Vertrauen und unterschwellige Konflikte, die oftmals Zeit und Motivation kosten, werden beseitigt.
- Durch die Lösungen, die in einer Retrospektive erarbeitet werden, werden fortlaufend Hindernisse beseitigt und der Arbeitsfluss begünstigt. Die Effektivität des Teams steigt stetig und ist einer der Hauptgründe dafür, dass im Kontext zu agiler Arbeit viele High-Performance-Teams zu finden sind.
Scrum Meeting: Backlog Refinement
Das Backlog Refinement (auch “Backlog Grooming” oder “Refinement”) ist die fortlaufende Pflege von Aufgabenbeschreibungen und -prioritäten als Vorbereitung für die kommenden Sprint-Planungen durch den Product Owner. Hierzu werden die zuvor gewonnenen Erkenntnisse aus Gesprächen mit verschiedenen Stakeholder-Gruppen aufbereitet, damit das Team mit ihnen arbeiten kann.
Typischerweise gliedert sich das Grooming in folgende Tätigkeiten:
- Neues Wissen strukturieren: Erkenntnisse werden in Anforderungen für bestehende Aufgaben und neue Aufgaben eingeteilt.
- Neue Aufgaben schreiben: Die Gruppe formuliert To-dos mit Hilfe von User Stories, Job Stories oder einer anderen, im Team definierten Form.
- Aufgaben aktualisieren: Die Gruppe geht durch die priorisierte Aufgabenliste, das Product Backlog, und überführt neue Erkenntnisse in die bestehenden Aufgaben.
- Aufgaben entfernen – das eigentliche “Grooming”: Die Gruppe betrachtet das Product Backlog und entfernt Aufgaben, deren Wert für die Nutzer sehr gering oder nicht mehr gegeben ist.
- Aufgaben priorisieren: Die Gruppe priorisiert die Aufgaben grob neu, indem sie Komplexität und Mehrwert pro Aufgabe einschätzt. Hierbei sollte die Gruppe eher auf Basis einer groben Einschätzung vorgehen, da diese Aufgabe typischerweise mit dem gesamten Team im Planning durchgeführt wird.
Das Refinement zählt zu den Kernaufgaben des Product Owner. In der Praxis muss dieser häufig das Fachwissen der Expert*innen im Team einbeziehen, damit die wichtigen Fragen beantwortet werden und nachvollziehbare Formulierungen in die Beschreibungen einfließen. Daher ist das Backlog Refinement meist ein kleiner Workshop über 2-4 Stunden pro Sprint, an dem 2-3 Expert*innen des Teams teilnehmen.
Mehr zum Backlog Refinement hat Maria Chec auf Ihrem Kanal “Agile State of Mind” zusammengefasst:
Sinn und Vorteile des Backlog Refinements
Das Backlog Refinement stellt sicher, dass Product Owner und Team stets auf ein aufgeräumtes und planungsfähiges Product Backlog schauen können. Ein regelmäßiges Refinement hat diverse Vorteile:
- Das Scrum-Team hat eine gute Wissensbasis, um die Umsetzung herzuleiten und Aufwände einschätzen zu können. Je besser die Backlog-Basis, desto geringer das Risiko von Fehleinschätzungen.
- Ein regelmäßiges Backlog Refinement sorgt dafür, dass Prioritäten richtig gesetzt sind. Im Ergebnis wird also sichergestellt, dass die Nutzer der zu entwickelnden Lösung den größtmöglichen Mehrwert im Rahmen der Zeit geliefert bekommen.
- Durch den fortlaufenden Charakter des Formats ist sichergestellt, dass neugewonnene Erkenntnisse strukturiert dokumentiert werden und nicht verloren gehen.
- Die gemeinsame Arbeit zwischen Product Owner und den Fachexpert*innen des Teams hilft den Beteiligten dabei, Empathie für die jeweils andere Rolle zu entwickeln, so dass die Qualität der Zusammenarbeit steigt.
- Durch die Zusammenarbeit am Backlog entwickeln Fachexpert*innen im Team ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse der Nutzer*innen und weiterer Stakeholder*innen. Damit steigt die Entscheidungsqualität im Team.
Merkmale der Scrum Meetings
Jedes Scrum Event erfüllt eine klare Aufgabe. Sie lassen sich methodisch und strukturell anpassen, doch es ist genau die Kombination dieser Formate, die einem Team den richtigen Rahmen für eine stetig besserwerdende Zusammenarbeit geben.
Wie so oft bei agilen Formen der Zusammenarbeit, sind es auch bei den Scrum Events einige Prinzipien, die den Erfolg der Formate ausmachen.
Moderation
Die Scrum Meetings sollten von einem Scrum Master begleitet werden. Auch wenn es am Anfang so wirkt, als sei diese Rolle mit der Moderation in einem Scrum-Team nicht ausgelastet, leistet sie einen zentralen Beitrag für die Effektivität im Team. Sie gibt Struktur, hilft dem Team Fokus zu halten, stärkt das Verständnis für die verschiedenen Sichtweisen in der täglichen Zusammenarbeit und unterstützt dabei, Konflikte zu lösen.
Auf diese Weise sorgt der Scrum Master dafür, dass das Team Barrieren beseitigt und stetig wertstiftender und produktiver wird.
Kommunikation
Gute Kommunikation ist ein Schlüsselelement für erfolgreiche Scrum Events. Um diese sicherzustellen, sollten Teams sich den Scrum-Werten bewusst sein und nach diesen handeln:
- Commitment: Finden Sie Lösungen, die Sie unterstützen können und seien Sie immer verlässlich.
- Fokus: Versuchen Sie sich nicht ablenken zu lassen und konzentrieren sie sich immer nur auf ein Thema gleichzeitig.
- Offenheit: Seien Sie offen für andere Sichtweisen, andere Lösungen und Experimente.
- Respekt: Handeln Sie auf Augenhöhe – unabhängig von der Position und Gehaltsklasse. Lassen Sie einander aussprechen und respektieren Sie Emotionen, Grenzen und Meinungen anderer.
- Mut: Halten Sie nicht immer am Bestehenden fest. Probieren Sie neues aus und gehen Sie kleinere Risiken ein. Es lässt sich nicht alles planen und vorhersehen.
Wenn es um kritisches Feedback geht, hat der Streamingabieter Netflix mit den “4A”-Feedback-Prinzipien einige hilfreiche Regeln für gute Kommunikation niedergeschrieben:
Diese Prinzipien haben im Unternehmen dafür gesorgt, dass eine besonders offene und ehrliche Gesprächskultur entstanden ist, in der es wenige Befindlichkeiten gibt. Stattdessen werden Themen ohne Umschweife geklärt.
Regelmäßigkeit
Einer der Grundsätze des Agilen Manifests lautet, dass Teams ihren Nutzern funktionierende Lösungen liefern, indem wir sie “early and often” veröffentlichen. Das bedeutet, dass sie in regelmäßigen Abständen kleine Teile des Produkts zur Verfügung stellen und dabei einen gleichbleibenden Rhythmus einhalten. Dieser Rhythmus reduziert die Komplexität und erhöht die Vorhersehbarkeit für das Scrum-Team, die Organisation, die Kund*innen und die Nutzer*innen.
Timeboxing
Das Einhalten von festen Zeitfenstern ist eine wichtige Grundregel für den Erfolg von Scrum Events. Das Sprint Planning dauert nicht länger als 8 Stunden, das Daily Standup nicht länger als 15 Minuten.
Timeboxing wird aus einem bestimmten Grund betrieben. Es sorgt für Fokus, einem der Scrum-Kernwerte. Es geht um gedanklichen Fokus für das Team und inhaltlichen Fokus für die Diskussion. Die wertvollsten Dinge werden nur dann zuerst besprochen, wenn es eine begrenzte Menge an Zeit gibt. Timeboxing hilft dabei, den Wert von Scrum zu maximieren.
Fazit
Viele Organisationen arbeiten zwar mit Scrum, leben das Framework aber nur halbherzig. Viele Teams führen zum Beispiel keine Sprint Retrospektive durch. Einige machen nur zwei oder drei Mal pro Woche ein Daily Standup. Die Ursache dafür ist oft ein Mangel an Klarheit und Sinnhaftigkeit der Scrum Events.
Daher ist es wichtig, dass Scrum Master dem Scrum-Team wie auch den Führungskräften im Unternehmen immer wieder den Zweck der einzelnen Events vermitteln. Das Scrum-Team muss verstehen, dass jedes Element in Scrum aus einem bestimmten Grund da ist und dass jedes Element entscheidend für den Erfolg des Scrum-Frameworks ist.