Future Skills: 13 Tipps zur Entwicklung von Zukunftskompetenzen
Macht Künstliche Intelligenz (KI) menschliche Arbeit in Zukunft überflüssig? Sicher nicht. Aber wir müssen bald ganz andere Dinge können als heute, um in der Arbeitswelt zu bestehen. Unter dem Begriff Future Skills werden Kompetenzen und Fähigkeiten zusammengefasst, die in einer sich verändernden Welt an Bedeutung gewinnen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Kompetenzen das sind und wie Sie diese Future Skills entwickeln können.
Was sind Future Skills?
In einer sich verändernden (Arbeits-)Welt sind andere Fähigkeiten und Kompetenzen gefragt als noch vor 10 oder 20 Jahren. Allein der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz am Beispiel ChatGPT hat im letzten Jahr deutlich gemacht: Wir müssen in Zukunft andere Dinge können.
Das Konzept der “Future Skills” bringt diesen Bedarf an Zukunftskompetenzen auf eine griffige Formel. Damit sind sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen und Fähigkeiten gemeint, die für die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt immer wichtiger werden. Dabei kann es sich um konkrete Fähigkeiten wie Softwareentwicklung handeln, aber auch um persönliche Eigenschaften wie Urteilsvermögen oder Eigeninitiative.
Eine einheitliche Definition des Begriffs gibt es nicht. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft beschreibt Future Skills als “branchenübergreifende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften, die in den kommenden fünf Jahren in allen Bereichen des beruflichen und persönlichen Lebens wichtiger werden.”
Der Stifterverband identifiziert insgesamt 21 Future Skills und gliedert sie in vier Kategorien:
- Technologische Kompetenzen: Data Analytics & KI, Softwareentwicklung, Softwareentwicklung, IT-Architektur, Hardware/Robotikentwicklung, Quantencomputing
- Digitale Schlüsselkompetenzen: Digital Literacy, Digital Ethics, Digitale Kollaboration, Digital Learning, Agiles Arbeiten
- Klassische Kompetenzen: Lösungsfähigkeit, Kreativität, Unternehmerisches Handeln & Eigeninitiative, Interkulturelle Kommunikation, Resilienz
- Transformative Kompetenzen: Urteilsfähigkeit, Innovationskompetenz, Missionsorientierung, Veränderungskompetenz, Dialog- und Konfliktfähigkeit
Nicht nur digitale und technische Kompetenzen gefordert
Über die Einordnung der einzelnen Kompetenzen lässt sich diskutieren. Beispielsweise würden wir “Agiles Arbeiten” nicht als digitale Schlüsselkompetenz bezeichnen, sondern als ein Modell, das Unternehmen hilft, anpassungsfähiger, flexibler und reaktionsschneller zu werden. Und dies ist nicht notwendigerweise auf digitale Prozesse oder Geschäftsfelder beschränkt.
Insgesamt ist die Liste der Future Skills des Stifterverbandes sehr digital und technologieorientiert. Natürlich sind diese Kompetenzen im Zeitalter der Digitalisierung stärker gefordert. Aber nicht in allen Berufsfeldern und für alle Menschen sind alle hier aufgeführten Kompetenzen gleich wichtig. Agile Coaches müssen beispielsweise keine Expert*innen für Quantencomputing sein. Welche Kompetenz wichtig ist, hängt immer auch von der individuellen Situation ab. Wir müssen also ein Set von Fähigkeiten entwickeln, das für unsere Entwicklung passend und wichtig ist.
Gleichzeitig sollten Arbeitnehmer*innen aber schon eine gewisse Vorstellung davon haben, welche weiteren Future Skills wichtig werden. Von einigen sollten sie zumindest gehört haben, auch wenn sie sie nicht primär betreffen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. In diesem Sinne gibt das Future Skills Framework des Stifterverbandes einen guten Eindruck davon, welche Zukunftskompetenzen von Menschen und Unternehmen benötigt werden.
Die Bedeutung von Future Skills in der Arbeitswelt 4.0
In einer immer komplexer werdenden Welt verändert sich auch die Arbeitswelt stetig: Agilität, Digitalisierung, KI-Revolution – das sind nur drei von vielen Schlagworten, die diese Veränderungen beschreiben. Und der Wandel macht nicht vor den klassischen Branchen halt: Auch im Handwerk oder in der Industrie müssen die Mitarbeitenden lernen, mit computergesteuerten Maschinen umzugehen, die nach und nach manuelle Werkzeuge ersetzen. Technologische und digitale Kompetenzen sind auch in der Industrie, im Gesundheitswesen oder in der Verwaltung gefragt.
Das Weltwirtschaftsforum rechnet damit, dass bis 2030 weltweit mehr als eine Milliarde Arbeitsplätze durch Technologie verändert werden. Das Forum bezieht sich dabei auf Schätzungen der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). So verändern sich – etwa durch den Einsatz künstlicher Intelligenz oder die zunehmende Automatisierung einfacher Arbeitsschritte – die Tätigkeitsfelder der Menschen. Alte Aufgaben fallen weg, neue kommen hinzu. Damit wird die Bedeutung von Future Skills in der modernen Arbeitswelt deutlich. Und dazu gehören neben technischen Fähigkeiten auch “klassische” Kompetenzen wie zwischenmenschliche Kommunikation oder Kreativität. Gerade die Arbeit an den Schnittstellen zwischen Technik und Gesellschaft erfordert Menschen, die kompetent und verantwortungsbewusst mit Maschinen und Systemen umgehen und andere Menschen anleiten und unterstützen können.
As jobs are transformed by the technologies of the Fourth Industrial Revolution, we need to reskill more than 1 billion people by 2030.
So fördern Sie Future Skills
Future Skills machen Menschen und damit auch Unternehmen fit für die Arbeitswelt von morgen: Arbeitnehmer*innen müssen sich Future Skills aneignen, um sich für die Berufswelt zu rüsten. Und Unternehmen brauchen Mitarbeitende mit diesen Zukunftskompetenzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Future Skills sind dynamisch. Ihre Förderung ist daher ein kontinuierlicher Prozess, der Anpassungsfähigkeit, Offenheit für Neues und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen voraussetzt. Es geht also vor allem darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, warum Future Skills und das Erlernen neuer Kompetenzen wichtig sind, um sich auf eine sich verändernde (Arbeits-)Welt vorzubereiten. In den folgenden Abschnitten befasst sich der Artikel mit der Frage, was Einzelpersonen und Unternehmen tun können, um Future Skills zu fördern.
Individuelle Ebene: Das können Mitarbeitende tun
Die Entwicklung von Zukunftskompetenzen beginnt auf der individuellen Ebene mit Selbstreflexion und der Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Hier ein einige Beispiele, wie Mitarbeitende ihre persönlichen Kompetenzen stärken können:
- Selbstgesteuertes Lernen: Neben gezielten Aus- und Weiterbildungen können Sie Online-Kurse und -Plattformen nutzen, um sich zu Themen wie der Funktionsweise von künstlicher Intelligenz oder komplexer Datenanalyse zu qualifizieren. MOOCs (Massive Open Online Courses) bieten beispielsweise flexible Lernmöglichkeiten zu einer Vielzahl von Inhalten. Auch bei Udemy oder LinkedIn Learning finden Sie zahlreiche Kurse zu aktuellen Themen. Und Sie können sich natürlich auch jederzeit über Bücher, Podcasts oder Youtube Wissen aneignen.
- Networking und Mentoring: Suchen Sie den Austausch mit Kolleg*innen und Expert*innen innerhalb und außerhalb Ihres Unternehmens. Auch Mentoring-Programme können wertvolle Einblicke und praktische Erfahrungen vermitteln.
- Projektbasiertes Lernen: Engagieren Sie sich in projektorientierten Aufgaben, die den Einsatz neuer Technologien und Arbeitsmethoden erfordern. Dies fördert nicht nur technologische Fähigkeiten, sondern auch Soft Skills wie Teamarbeit und Problemlösung.
Organisatorische Ebene: So fördern Unternehmen Future Skills
Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Future Skills ihrer Angestellten. Sie haben dabei viele Möglichkeiten, eine Lernkultur zu schaffen, die die Entwicklung von Kompetenzen unterstützt:
- Strukturierte Weiterbildungsprogramme: Etablieren Sie interne Trainingsprogramme und Lernwege, die auf die Entwicklung spezifischer Future Skills ausgerichtet sind. Bieten Sie Zertifizierungen und Weiterbildungsmöglichkeiten an, die den Erwerb neuer Kompetenzen anerkennen und belohnen.
- Agile Arbeitsweisen: Fördern Sie agile Arbeitsweisen, um die Flexibilität und Effizienz zu steigern. Durch die Einführung agiler Praktiken lernen die Mitarbeitenden, anpassungsfähig zu arbeiten und kontinuierliche Verbesserung als Teil ihrer täglichen Routine zu betrachten.
- Innovationsförderung: Schaffen Sie Zeit und Raum für Innovation und Kreativität, zum Beispiel durch regelmäßige Hackathons oder Innovationsworkshops. Solche Formate ermutigen die Mitarbeitenden, über den Tellerrand zu schauen und neue Lösungsansätze zu entwickeln.
- Austausch von Wissen fördern: Mitarbeitende sind die Wissensträger im Unternehmen. Oft bleibt das Wissen aber bei einzelnen Personen oder Teams hängen. Dabei können auch viele weitere Kolleg*innen im Unternehmen davon profitieren. Wissensmonopole helfen niemandem. Ermutigen Sie deshalb Ihre Mitarbeiter*innen, ihr Wissen zu teilen. Schaffen Sie Foren für den Austausch, Vorträge oder gemeinsame Veranstaltungen, in denen die Mitarbeitenden voneinander lernen können.
Rahmenbedingungen schaffen
Auch durch die geeigneten Rahmenbedingungen können Unternehmen ihre Mitarbeitenden bei der Entwicklung und dem Erwerb von Future Skills unterstützen.
- Entwickeln Sie eine Lern- und Fehlerkultur: Lernen heißt auch ausprobieren. Und dabei können Fehler passieren. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil: Wenn Mitarbeitende und Teams Fehler nicht als Versagen werten, sondern die richtigen Schlüsse daraus ziehen, lernen sie und können es beim nächsten Mal besser machen. Viele Innovationen sind aus Irrtümern, Fehlern oder Zufällen entstanden. Eine positive Lern- und Fehlerkultur im Unternehmen ist daher für die Entwicklung von Future Skills unerlässlich.
- Etablieren Sie eine Feedbackkultur: Konstruktives und wertschätzendes Feedback hilft den Mitarbeitenden, ihre Fähigkeiten gezielt weiterzuentwickeln. Etablieren Sie regelmäßige Formate, in denen Ihre Kolleg*innen eine Rückmeldung zu ihrer Arbeit und ihrer persönlichen Entwicklung erhalten. Ein hilfreiches Format ist zum Beispiel das Peer-Feedback. Hier geben nicht Führungskräfte das Feedback, sondern Kolleg*innen, mit denen die Feedbacknehmer*innen täglich zusammenarbeiten. In den Gesprächen geht es nicht um eine Leistungsbeurteilung, sondern um ungenutzte Potenziale, mit denen die Feedbacknehmer*innen mehr Wert für das Unternehmen und die Kund*innen erbringen können.
- Geben Sie psychologische Sicherheit: In engem Zusammenhang mit der Fehlerkultur steht das Konzept der psychologischen Sicherheit. Psychologische Sicherheit beschreibt das Gefühl, in einer Gruppe (z.B. einem Team oder einer Organisation) Meinungen und Gedanken frei äußern zu können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Ein solches sicheres Umfeld bildet die Grundlage für Kreativität, Weiterentwicklung und Spitzenleistungen.
- Richten Sie ein festes Lern- und Weiterbildungsbudget ein: Weiterbildung kostet Geld. Gerade für die Ausbildung bestimmter Zukunftskompetenzen sind Mitarbeitende oft auf externe Formate angewiesen. Unternehmen sollten deshalb jedem Mitarbeitenden ein jährliches Lern- und Weiterbildungsbudget zur Verfügung stellen.
- Begreifen Sie Weiterbildungszeit als selbstverständlichen Teil der Arbeit: Weiterbildung ist ein kontinuierlicher Prozess – und findet nicht nur an drei Weiterbildungstagen im Jahr statt. Mitarbeitende brauchen neben finanzieller Unterstützung Raum und Zeit, um sich selbstständig Neues aneignen zu können. Das kann dann auch mal mehrere Stunden in der Woche dauern, um Bücher zu lesen, in anderen Abteilungen zu hospitieren oder sich von Kolleg*innen etwas zeigen zu lassen. Unternehmen sollten dies als Teil der Arbeit ihrer Mitarbeitenden verstehen und ihnen den Freiraum geben, nach Bedarf und Neugier zu lernen.
- Selbstorganisation und Autonomie fördern; Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden zu Eigeninitiative und fördern Sie selbstorganisiertes Arbeiten innerhalb der Teams. Durch Autonomie und Vertrauen in die Fähigkeiten Ihrer Teams fördern Sie nicht nur die Entwicklung von Future Skills wie Problemlösungskompetenz und unternehmerisches Denken, sondern erhöhen auch die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden. Setzen Sie auf eine transparente Kommunikation und geben Sie den Teams die notwendigen Freiräume, um eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Das stärkt die Eigenverantwortung und das Engagement jedes Einzelnen für die gemeinsamen Unternehmensziele.
Fazit
Die Arbeit verändert sich. Menschen müssen in Zukunft andere Dinge können als gestern oder heute. Unter Future Skills versteht man Kompetenzen und Fähigkeiten, die für Menschen in den kommenden Jahren wichtig werden, um die Arbeitswelt zu gestalten.
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich individuell weiterzuentwickeln und für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen. Neben den persönlichen Anstrengungen sind aber auch die Unternehmen gefordert, ihre Mitarbeitenden dabei zu begleiten und zu unterstützen. Von der Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen über die Förderung eines innovativen und kreativen Arbeitsumfeldes bis hin zur finanziellen Unterstützung gibt es hier viele Handlungsfelder.