Vertrauen als Prinzip

65 agile Prinzipien: Leitplanken für erfolgreiche Teams

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Was sind agile Prinzipien?

In Alltag agiler Teams helfen agile Prinzipien als Leitplanken und Orientierungspunkte, um Methoden und Vorgehensmodelle auf die richtige Weise anzuwenden. Sie helfen den Teams Entscheidungen zu treffen und Prioritäten festzulegen. Für den Erfolg von agiler Arbeit sind diese Richtlinien der Zusammenarbeit meist wichtiger, als die Praktiken agiler Arbeitsweisen.

Agile Prinzipien sind in der Regel durch die Entwicklung bestimmter Methoden oder Vorgehensmodelle entstanden. Scrum, Design Thinking, Kanban – all diese Modelle haben eigene Prinzipien in die Welt gebracht. Doch man sollte diese nicht in Konkurrenz zueinander sehen. Vielmehr ergänzen sie sich, bereichern das Verständnis zu agilen Formen der Zusammenarbeit und sorgen dafür, dass Teams nicht einfach mehr, sondern bessere Ergebnisse liefern.

Wie werden agile Prinzipien richtig genutzt?

Wann immer ein Team Methoden oder Vorgehensmodelle anwendet, kommen Prinzipien ins Spiel. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Team agil arbeitet oder nicht. Prinzipien liefern einen Teil der Antwort auf die Frage nach dem „Wie müssen wir arbeiten, um erfolgreich zu sein.“ Sie ergänzen also Methoden um die wichtigen, „weichen Faktoren“:

  1. Methoden liefern den Ablauf: Wie ist deine Aufgabe durchzuführen, damit sie die gewünschten Ergebnisse liefert?
  2. Prinzipien liefern die Leitplanken:  Wie sollte man sich verhalten und was sollte bedacht werden, wenn die Methode durchgeführt wird?

Das Problem: Im Gegensatz zu Praktiken sind Prinzipien nur schwer greifbar. Praktiken können Schritt für Schritt in Anleitungen oder Checklisten bearbeitet werden. Prinzipien hingegen haben einen Interpretationsspielraum. Sie können unterschiedlich ausgelegt und gedeutet werden.

In agilen Teams geht man jedoch davon aus, dass die Prinzipien einen größeren Einfluss auf gute Ergebnisse haben, als die gelebten Praktiken. Dwight Kingdon, Agile Coach von Mindtree, hat 2014 den Grundsatz „Prinzipien über Praktiken“ als Fundament für erfolgreiche agile Arbeit geprägt. Aus diesem Grund sollten Agile Coaches und ihre Teams immer darauf achten, dass sie ihre Arbeit anhand der agilen Prinzipien kritisch hinterfragen.

Warum sind agile Prinzipien wichtig?

Schneller auf Veränderungen reagieren, mehr Wert für den Kunden liefern – das sind die zwei zentralen Ziele von agiler Arbeit. Während agile Vorgehensmodelle und Methoden dabei helfen, die Reaktionsfähigkeit des Teams zu erhöhen, sorgen agile Prinzipien für die richtige Haltung, um den Mehrwert der eigenen Produkte gegenüber den Kunden stetig zu steigern.

Wenn agile Prinzipien nicht berücksichtigt werden, entstehen schnell Probleme. Folgende drei Risiken gibt es in Bezug auf agile Arbeitsweisen:

  1. Praktiken über Prinzipien im Team
  2. „Do agile vs. be agile“ in der Führung
  3. Agiler Cargo Kult in der Transformation

Risiko #1: Praktiken über Prinzipien im Team

Die heutige Arbeitswelt lebt meist nach dem Glaubenssatz: „Ich kann einen Hammer bedienen. Also weiß ich, wie ich ein Bild an die Wand hänge.“ Dabei wird ein wichtiger Faktor außer Acht gelassen: Handwerklich begabte Menschen berücksichtigen aus ihrer Erfahrung heraus eine ganze Reihe von Prinzipien. Sie folgen Sicherheitsprinzipien und suchen nach Stromleitungen. Sie halten den Nagel auf eine bestimmte Art an die Wand und wissen, mit welcher Schlagstärke sie zum Erfolg kommen. Und je nach Situation wechseln sie auf ein anderes Werkzeug – zum Beispiel doppelseitige Klebestreifen.

Hier greift Dwight Kingdons Grundsatz: „Prinzipien über Praktiken“. Auch wenn es kontra-intuitiv wirken mag, aber erfolgreiche, agile Teams sind nicht wegen einer bestimmten Methode erfolgreich. Weder Scrum, noch der Business Model Canvas hilft ihnen ein besseres Produkt an die Kunden zu liefern. Erst die richtige Haltung und ein gemeinsames Verständnis von den Prinzipien sorgt für bessere Ergebnisse.

Risiko #2: „Do agile vs. be agile“ in der Führung

Laut State-of-Agile-Report des Softwareherstellers VersionOne lassen sich mit agilen Methoden nur rund 20% des Potenzials von Agilität erreichen. Es zeigt sich: Die Arbeit mit agilen Methoden macht noch kein agiles Team. Und damit sind agile Methoden keine pauschale Garantie für mehr Erfolg. Im Umfeld von Agile Coaches gibt es ein häufig genutztes Zitat, das sich als geflügeltes Wort etabliert hat:

A fool with a tool is still a fool.

Ron Weinstein
Pathologe

Wichtiger als die agile Arbeit, ist es, agil zu sein. Die Haltung von Team-Mitgliedern und Führungskräften hat einen größeren Effekt, als die Anwendung von Methoden. Hierzu sind agile Prinzipien die Basis. Sie sind der Unterschied, ob man nur vorgibt agil zu sein oder es tatsächlich ist. Insbesondere für agile Führungskräfte ist es wichtig, agile Prinzipien zu verstehen. Auf diese Weise kann ein agiles Mindset entstehen.

Für agile Führungskräfte gibt es in Bezug auf Prinzipien drei zentralen Aufgaben:

  1. Ein Vorbild sein: Agile Führungskräfte sollten vorangehen. Sie sollten die richtigen Dinge machen, statt nur Dinge richtig zu machen.
  2. Ein Coach sein: In jedem Team und Unternehmen gibt es kritische Situationen, wie Fehler oder Beschwerden. In diesen Momenten der Wahrheit kommt es darauf an, die Haltung zu bewahren und nicht in alte Muster zu verfallen.
  3. Ein Botschafter sein: Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. Eine gute, agile Führungskraft versteht es, ein großes Bild zu zeichnen, um Menschen zu motivieren.
Agile Prinzipien für Ihre Teamarbeit

Legen Sie mit Ihren eigenen Prinzipien den Grundstein für eine agilere Kultur in Ihrem Team. Im Culture Mapping Workshop machen Sie Ihre Teamkultur greifbar und entwickeln gemeinsam mit Ihrem Team prägnante Prinzipien für eine agilere Zusammenarbeit in der Zukunft.

Unternehmenskultur entwickeln
Mann stellt seine Arbeitsergebnisse vor, die er auf Post its notiert und an eine Wand gehangen hat

Risiko #3: Agiler Cargo Kult in der Transformation

Im Kontext zu agilen Methoden gibt es eine hohe Gefahr einem Cargo Kult zu verfallen. Cargo Kults beschreiben Verhaltensmuster, in denen Methoden und Vorgänge zwar formell richtig ausgeführt werden, jedoch der passende Kontext, zugehörige Prinzipien und/oder die notwendige Haltung nicht berücksichtigt sind. Die Ergebnisse eines solchen Verhaltens bleiben meist weit unter den Erwartungen und Möglichkeiten zurück.

Google Trends: Scrum und Agile
Suchanfragen zu "Scrum" und "Agile" seit 2004 (Quelle: Google Trends)
Suchanfragen zu "Scrum" und "Agile" seit 2004 (Quelle: Google Trends)

New Work und Agilität sind in den letzten Jahren zu einem großen Trend in Unternehmen geworden. Die Erwartungen an die Pilotprojekte zu agiler Arbeit sind hoch. Manager stehen unter Druck, möchten die vielen Vorteile nutzen und glauben einen effizienteren Weg gefunden zu haben, um wirtschaftlich Erfolgreich zu sein. Gleichzeitig versuchen sie jedoch die Kosten und Risiken für Veränderungen minimieren. Schließlich könnten sich all die Neuerungen als falsche Annahmen bewahrheiten, die nicht auf den Kontext des eigenen Fachbereichs oder der eigenen Branche passen.

Und so trifft die extrinsische Motivation eines tayloristischen Systems – wir sind schneller und kostengünstiger – auf Cover-your-Ass-Taktiken. Es werden einige, wenige Trainings durchgeführt. Sie helfen dabei Methoden einzuführen, verändern aber nicht die Haltung. Die Prinzipien der Zusammenarbeit bleiben in diesen Fällen meist die Gleichen.

In einer solchen Situation, werden die zu agiler Arbeit verpflichteten Mitarbeiter den Mehrwert bestimmter Praktiken und Methoden nicht verstehen. Sie werden Handlungen kopieren, aber nicht für ihren Kontext adaptieren können. Sie werden Fehler in der täglichen Anwendung machen. Wenn Haltung und Arbeitsprinzipien im Rahmen einer agilen Transformation nicht angepasst werden, wird Agilität im Unternehmen nicht den gewünschten Erfolg bringen.

65 Prinzipien aus der agilen Arbeitswelt

Spricht man im Kontext zu agiler Arbeit über Prinzipien, ist oftmals das agile Manifest gemeint. Doch neben dem Manifest werden in allen agilen Vorgehensmodellen und vielen Methoden eigenständige, agile Prinzipien definiert. Diese Vielzahl von Leitplanken bereichert die neuen Formen der Zusammenarbeit. Sie sind alle mit einer ähnlichen Haltung entstanden und ergänzen sich an vielen Stellen.

Damit die Vielschichtigkeit agiler Prinzipien sichtbar wird, ist die nachfolgende Liste entstanden. Sie eine gute Basis, um zu lernen, zu adaptieren und schließlich aus ihnen eine eigene Agile Kultur abzuleiten.

8 Prinzipien agiler Unternehmen

Durch Besuche und Analysen von 100+ agilen Unternehmen hat Me & Company sehr unterschiedliche Arbeitsweisen kennen lernen dürfen. Sie alle unterscheiden sich in ihrer Struktur, ihrem Vorgehen und den Methoden, die sie täglich anwenden. Doch es gibt 8 Prinzipien, die in nahezu allen Unternehmen gelebt werden – und die diese einzigartigen Organisationen erfolgreich machen.

8 Prinzipien agiler Unternehmen
Schaubild der 8 Prinzipien agiler Unternehmen
Schaubild der 8 Prinzipien agiler Unternehmen
  1. Sinn und Wert zu stiften ist wichtiger als sich auf den Profit zu konzentrieren
  2. Schnell Wert für den Kunden zu erzeugen ist wichtiger als eine perfekte Planung anzustreben
  3. Netzwerke aus cross-funktionalen Teams sind wichtiger als feste, hierarchische Strukturen
  4. Freiheit, Vertrauen und Spaß sind wichtiger als Druck und Kontrolle
  5. Flexible Rollen, die sich nach Fertigkeiten und Talenten richten sind wichtiger als Titel und Tätigkeitsbeschreibungen
  6. Radikale Transparenz ist wichtiger als Wissenshoheit und Geheimhaltung
  7. Unterstützende Führung ist wichtiger als direktive Führung
  8. Vom Kunden lernen und Entscheidungen herbeizuführen ist wichtiger als eine Entscheidung des „HiPPO“
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Das agile Manifest

Die wohl bekannteste Aufstellung agiler Prinzipien ist das agile Manifest. Mit seinen 4 Leitsätzen und 12 Prinzipien gibt es Teams eine klare Orientierung für Entscheidungen im Alltag. Oftmals wird das agile Manifest als Fundament von Scrum betrachtet. Tatsächlich kamen die Autoren aus unterschiedlichsten Bereichen agiler Softwareentwicklung. Da es jedoch im Kontext zur Softwareentwicklung entstanden ist, kann man zumindest sagen, es bezieht sich „The agile Manifesto“ auf dieses Arbeitsfeld.

Folgende vier Leitsätze sind im agilen Manifest niedergeschrieben:

  1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
  2. Funktionierende Software ist wichtiger als eine umfassende Dokumentation
  3. Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber ist wichtiger als Vertragsverhandlung
  4. Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans

Indem Teams die Leitsätze des Manifests befolgen, konzentrieren sie sich konsequent auf den zu erbringenden Kundenmehrwert. Erst wenn dieser sichergestellt ist, werden die zentralen Prinzipien des klassischen Projektmanagements berücksichtigt. Wenn sich agile Teams am Manifest orientieren, agileren sie nachhaltig kundenzentriert. Es gilt die Haltung: Der Kunde ist wichtiger als die Arbeitsform.

Auch die Prinzipien des agilen Manifests sind ganz klar auf den Kundennutzen ausgerichtet. In 12 Punkten werden die wichtigsten Aspekte der Zusammenarbeit eines Scrum-Teams definiert:

  1. Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen
  2. Heiße Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden
  3. Liefere funktionierende Software regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne
  4. Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten
  5. Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen
  6. Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteam zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht
  7. Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß
  8. Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können
  9. Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität
  10. Einfachheit — die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren — ist essenziell
  11. Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams
  12. In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an

Agile Prinzipien im Kanban

Neben Scrum ist Kanban ein ebenfalls sehr weit verbreitetes Vorgehensmodell in der agilen Arbeitswelt. Streng genommen ist Kanban nicht agil, sondern lean. Als Solches fokussiert es eher auf den Arbeitsprozess bzw. -ablauf und weniger auf das Arbeitsergebnis. Doch grade aus diesem Grund ergänzt es sich hervorragend zu Scrum oder Design Thinking.

Auch den von David Anderson definierten vier Prinzipien von Kanban merkt man diesen Fokus an:

  1. Beginne mit dem, was du gerade tust
    Im Alltag neigen Team-Mitglieder dazu, den Status quo zu erhalten. Dies wird mit z.B. Zeitdruck, Verfügbarkeiten von bestimmten Kolleg*innen oder Urlauben begründet. Kanban rät dazu, diese Aspekte außer Acht zu lassen und Veränderung voranzutreiben. Sollte sich keine Verbesserung einstellen, können diese jederzeit wieder rückgängig gemacht werden.
  2. Vereinbare, dass evolutionäre Veränderung verfolgt wird
    Wie im Kontext zu Lean Management üblich, wird großer Wert darauf gelegt, Prozesse zu verbessern ohne sie unbrauchbar zu machen. Eine revolutionäre Veränderung hat zwar das Potenzial großer Erfolge. Radikale Veränderung birgt jedoch auch das Risiko, dass Fehler entstehen, die deutlich schwerer zu revidieren sind.
  3. Respektiere initial bestehende Prozesse / Rollen / Verantwortlichkeiten
    Ziel dieses Grundsatzes ist es, ein umfassendes Bild von den Abhängigkeiten für die Veränderung zu erhalten. Es gilt andere Perspektiven zu verstehen und ein ganzheitliches Bild von der zu lösenden Aufgabenstellung aufzubauen. Ähnlich wie Prinzip 3, sorgt auch dieses Prinzip dafür, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Doch es geht auch darum, Lösungen zu schaffen, die eine breite Akzeptanz finden.
  4. Ermutige Menschen aller Ebenen Führung zu übernehmen
    Ob Fachexperte oder Vorstandsvorsitzender: Jede Ebene eines Unternehmens soll sich an den Optimierungsprozessen beteiligen. Dieses Prinzip ermutigt insbesondere Mitarbeiter, die eine konkrete Aufgabe ausführen, Verantwortung zu übernehmen und konkrete Verbesserungen vorzunehmen.

Neben den vier Prinzipien definiert Anderson sechs Kernpraktiken, die ebenfalls als operative Handlungsprinzipien eingeordnet werden können:

  1. Visualisiere den Fluss der Arbeit
    Visuelles Arbeiten ist ein wichtiges Prinzip in vielen agilen Vorgehensmodellen. Visualisierungen machen es Team-Mitgliedern leichter über Abläufe, Barrieren und Verbesserungen zu sprechen. Und eine bessere Kommunikation löst bereits eine Vielzahl von Problemen in der Zusammenarbeit.
  2. Begrenze die Menge angefangener Arbeit
    Vollumfängliche Auslastung und Multitasking senken Effizienz und Effektivität. Mit Kanban wird der Fokus auf möglichst schnelle Werterbringung gelegt. Hierzu begrenzen Personen die parallel durchgeführte Arbeit über ein WIP-Limit. In diesem Zusammenhang findet das Pull-Prinzip Anwendung, ein aus der japanischen Lean Philosophie bekanntes Steuerungsverfahren. Es besagt, dass sich Arbeiter eigenständig mit Aufgaben versorgen, statt diese per Push-Prinzip vorgesetzt zu bekommen. Das Pull-Prinzip vermeidet das Auftürmen von Aufgaben an den Schwachpunkten einer Produktionskette und vermeidet die Verschwendung von Ressourcen.
  3. Miss und steuere den Arbeitsfluss
    Damit sich Teams bei der Verbesserung auf Daten statt auf Meinungen beziehen, ist die Dauer eines Arbeitsschrittes und der Durchlauf zu messen.
  4. Mache die Regeln für den Prozess explizit
    Viele Fehler entstehen aufgrund von der unterschiedlichen Auffassung und Interpretation eines Sachverhalts. Kanban rät daher Regeln unmissverständlich und im direkten Sichtfeld zum jeweiligen Arbeitskontext anzubringen.
  5. Implementiere Feedbackzyklen
    Stetige Verbesserung braucht einen konkreten Rahmen. Regelmäßige Termine, z.B. mit Hilfe von Retrospektiven sind ein zentraler Bestandteil agiler und leaner Arbeitsweisen.
  6. Verwende Modelle, um Chancen für kollaborative Verbesserungen zu erkennen
    Durch vereinfachte Darstellungen von Abläufen und Zusammenhängen, können sich Team-Mitglieder auf das Wesentliche konzentrieren. Die Gefahr, sich in Details zu verlieren, sinkt.

Agile Prinzipien im DevOps

Die Verbindung von (Software-)Entwicklung und Betrieb in einer cross-funktionalen Einheit wird als DevOps beschrieben. Neben dieser strukturellen Maßgabe verbergen sich hier auch sechs inspirierende Prinzipien:

6 agile Prinzipien im DevOps
6 agile Prinzipien im DevOps
6 agile Prinzipien im DevOps
  1. Handle kundenzentriert
  2. Entwickle mit einem gedanklichen Zielbild
  3. Übernimm Verantwortung von Ende zu Ende
  4. Arbeite in cross-funktionalen, autonomen Teams
  5. Sorge für stetige Verbesserung
  6. Automatisiere Alles, was sich automatisieren lässt

Agile Prinzipien im Design Thinking

Design Thinking, das Framework für kundenzentrierte Innovation, ist in den letzten Jahren in vielen Unternehmen angekommen. Oftmals wird Design Thinking als Methode bezeichnet und viele der 2-tägigen Trainings vermitteln den Eindruck, es handle sich um eine lineare Abfolge festgelegter Schritte. Doch auch hinter diesem agilen Vorgehensmodell stehen in erster Linie Prinzipien. Diese sieben Grundsätze liefern den Rahmen, nach denen sich Teams bei ihrer Arbeit organisieren und aus den vielen, möglichen Methoden auswählen sollten:

7 agile Prinzipien im Design Thinking
7 agile Prinzipien im Design Thinking
7 agile Prinzipien im Design Thinking
  1. Menschzentriert: Erforsche Menschen wie auch ihre Bedürfnisse und senke so die Risiken zu scheitern
  2. Kollaborativ: Forme ein heterogenes Team und bring unterschiedliche Perspektiven zusammen
  3. Iterativ: Scheue Dich nicht, einen Schritt zurückzugehen, wenn Du neue Erkenntnisse gewinnst
  4. Holistisch: Betrachte ein Problem ganzheitlich und schaffe Mehrwert, in dem Du es löst
  5. Optimistisch: Glaube daran, dass es funktionieren kann und es wird funktionieren
  6. Experimentell: Sei offen für verrückte Ideen und hab den Mut aus Fehlern zu lernen
  7. Erlebnisorientiert: Gestalte Momente, an die man sich erinnert und über die man gerne spricht

Erst diese Prinzipien machen die Arbeit mit Methoden aus dem Design Thinking Werkzeugkoffer zielgerichtet. Sie liefern das Fundament, nach denen ein Team entscheidet, ob es Buyer Personas oder eine Empahy Map erstellt, ob es Tiefen-Interviews als Basis nimmt oder doch lieber eine Service Safari macht.

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Agile Prinzipien im Lean Startup

Neben Design Thinking ist Lean Startup ein weiteres Vorgehensmodell für Innovationsentwicklung mit agilem und leanen Mindset. Eric Ries, der Lean Startup gemeinsam mit seinem Professor Steve Blank entwickelte, definiert in seinem gleichnamigen Buch vier Handlungsprinzipien:

  1. Eliminiere die Ungewissheit
    Zentrale Idee von Lean Startup ist es, eine Idee möglichst schnell am Markt zu testen, um Risikofaktoren zu senken.
  2. Arbeite smarter, nicht härter
    Die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellen: Lean Startup rät, sich nicht zu früh mit unwichtigen Fragen zu befassen.
  3. Entwickle ein Minimalprodukt (Minimum Viable Product)
    Ein großes Problem, ist eine perfekt ausgearbeitete Lösung, die Keiner braucht. Dieses Lean-Startup-Prinzip definiert die Priorität eines Entwicklungsprozesses: Die Entwicklung und Ausgestaltung von Prototypen bis zum Minumum-Viable-Product. Der MVP skizziert eine Produktreife, die dem Markt einen ausreichenden Mehrwert bietet, jedoch noch nicht die Ausarbeitungstiefe eines fertigen Produkts hat.
  4. Evaluiere und lerne
    Bauen, messen, lernen – so lauten die drei Schritte im Lean Startup. In möglichst kleinen Schritten sollen die Ideen so schnell wie möglich getestet und evaluiert werden.

Agile Prinzipien im Customer Development

In den Ursprüngen von Lean Startup arbeitete Steve Blank an einem formellen Prozess, um Startups und Corporate Ventures risikoärmer aufzubauen. Customer Development ist heute weitestgehend unbekannt. Die Prinzipien, die Blank in seinem Buch „The Startup Owner’s Manual“ aufschrieb, sind jedoch bis heute vielzitierte Weisheiten in der agilen Arbeit.

Folgende 14 Prinzipien stehen im „Customer Development Manifesto“:

  1. Es gibt keine Erkenntnisse im inneren deines Gebäudes. Also geh raus.
  2. Vereinige Customer Development mit Agiler Softwareentwicklung.
  3. Fehler sind ein integraler Bestandteil der Suche.
  4. Wiederhole fortlaufend und pivotiere (Anm. d. Red.: ändere die Richtung).
  5. Kein Business Plan überlebt den ersten Kontakt mit den Kunden. Also nutze den Business Model Canvas.
  6. Gestalte Experimente und Tests, um deine Hypothese zu evaluieren.
  7. Einigt Euch auf einen Markt. Er verändert alles.
  8. Metriken für Startups sind anders, als die etablierter Unternehmen.
  9. Sorge für schnelle Entscheidungen, Arbeitszyklen, Geschwindigkeit und Tempo.
  10. Es geht nur um Leidenschaft.
  11. Job Titel in Startups unterscheiden sich deutlich von denen großer Unternehmen.
  12. Haltet euer Geld zurück bis es gebraucht wird. Dann gebt es aus.
  13. Kommuniziert und teilt euer Wissen.
  14. Der Erfolg von Customer Development beginnt mit Buy-In.

Agile Prinzipien in der Praxis

Auch agile Unternehmen definieren im Rahmen ihrer agilen Transformation eigene Prinzipien der Zusammenarbeit. Diese sind meist eine für den jeweiligen Kontext passend ausgewählte Komposition. Nachfolgend drei Beispiele für diese Leitplanken.

In unseren Trainings und Fortbildungen erhalten Sie umfassenden Einblick zu den agilen Prinzipien in der Praxis. In diesem 1-tägigen Trainingsformat lernen Sie, wie acht agile Unternehmen ihre Prinzipien in die Praxis überführen.

Agile Prinzipien der SBB

Agile Prinzipien der SBB
Agile Prinzipien der SBB (Quelle: Agile Breakfast Luzern)
Agile Prinzipien der SBB (Quelle: Agile Breakfast Luzern)

Schon 2016 hat Stefano Trentini, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Schweizerische Bundesbahn, über die Einführung flächendeckender Agilität im Unternehmen gesprochen. In seinem Vortrag berichtet Trentini auch von den 5 Prinzipien des Mobilitätsunternehmens:

  1. Machs einfach
  2. Schaffe Wert
  3. Übernimm Verantwortung
  4. Unterstütze Veränderung
  5. Machts zusammen

Agile Prinzipien von Zappos

Der Online-Modehändler Zappos gilt als einer der agilen Pioniere. Da ist es kaum verwunderlich, dass auch die Core Values des Unternehmens sich wie agile Prinzipien lesen.

  1. Liefere WOW durch herausragenden Service
  2. Nimm Veränderungen an und treib sie voran
  3. Sorge immer für Spaß und ein bisschen Verrücktheit
  4. Sei abenteuerlustig, kreativ und aufgeschlossen
  5. Verfolge persönliches Wachstum und neues Wissen
  6. Setze auf offene und ehrliche Beziehungen in der Kommunikation
  7. Sorge für einen positiven Team- und Familiengeist
  8. Mache mehr, mit weniger Aufwand
  9. Sei leidenschaftlich und entschlossen
  10. Sei demütig

Agile Prinzipien der DB Systel

Auch das IT-Unternehmen der Deutschen Bahn AG, die DB Systel, ist seit 2014 dabei Agilität ins Unternehmen zu bringen. Hierzu haben sich die Frankfurter von den Prinzipien des agilen Manifests und weiterer Vorgehensmodelle inspirieren lassen. Dabei sind 4 agile Werte und 5 Prinzipien entstanden, nach denen die 4.500 Mitarbeiter (in Zukunft) arbeiten.

Die 4 agilen Werte der DB Systel:

  1. Fokus
  2. Offenheit
  3. Mut
  4. Selbstverpflichtung

Die 5 agilen Prinzipien der DB Systel:

  1. Verantwortung und Entscheidungsbefugnis im Team
  2. Frühe und regelmäßige Lieferungen
  3. Überprüfung und Anpassung
  4. Transparenz
  5. Takt

Agile Prinzipien zusammengefasst

Unternehmen, die agile Arbeit einführen möchten, dürfen sich nicht nur auf Methoden oder Vorgehensmodelle fokussieren. Tatsächlich bedeutet Agilität eine Veränderung auf 7 Ebenen:

Die 7 Ebenen agiler Arbeit: Haltung, Werte, Prinzipien, Praktiken, Methoden, Vorgehensweisen, Organisationsformen
Die 7 Ebenen der agilen Arbeit
Die 7 Ebenen der agilen Arbeit

Agile Prinzipien sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Sie machen den Unterschied zwischen „Agil sein“ und „Agil spielen“ aus. Die Prinzipien der verschiedenen Vorgehensmodelle sind dabei die zentrale Inspirationsquelle, um eine eigene Agile Kultur zu entwickeln.

Impulse zu Innovationen & agilen Arbeitswelten

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