Agile Arbeit: Der große Leitfaden zu Agilität im Unternehmen
Inhaltsverzeichnis dieser Seite
- Kapitel 1: Agile Arbeitsformen kompakt zusammengefasst
- Kapitel 2: Gründe für agiles Arbeiten
- Kapitel 3: So funktioniert agile Arbeit in der Praxis
- Kapitel 3.1: Die Prinzipien agiler Teams und Organisationen
- Kapitel 3.2: Agile Vorgehensmodelle nach Arbeitsbereich
- Kapitel 3.3: Agile Methoden im Überblick
- Kapitel 3.4: Agile Praktiken und Artefakte
- Kapitel 3.5: Agile Organisationsstrukturen und -modelle
- Kapitel 4: Agile Arbeit im Unternehmen einführen
Einleitung
Unsere Arbeitswelt wandelt sich: Neben den Pionieren agiler Arbeitsformen aus dem Silicon Valley treten zunehmend auch deutsche Unternehmen in Erscheinung, die mit der „Neuen Arbeit“ ihre meist positiven Erfahrungen sammeln. Unter wohlklingenden Titeln wie „Leadership 2020“, „Nwow“ oder „NewWoW“ starten sie Initiativen, um ihre Arbeitswelten der Zukunft zu gestalten. Diese Seite bietet eine umfassende Definition zum Thema agile Arbeit.
Kapitel 1: Agile Arbeitsformen kompakt zusammengefasst
Seitdem Scrum und Kanban sich in der IT etablieren, werden diese Vorgehensmodelle in vielen Unternehmen mit agiler Arbeit gleichgesetzt. Doch aus diesen neuen Formen der Zusammenarbeit ist mit der Zeit ein ganzheitlichenes System gereift, das weit über die beiden Vorgehensmodelle hinausgeht. Was mit Homeoffice oder Openspace-Raumkonzepten begann, wurde um Führungs- und Organisationsmodelle, Gehaltssysteme und viele weitere Komponenten erweitert.
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Jetzt Newsletter abonnierenAgile Unternehmen verändern ihre Zusammenarbeit auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Dabei geht es nicht nur um die Methoden im Einzelnen. Es braucht vor allem ein agiles Mindset, eine Haltung, die hierarchiefreie Arbeit auf Augenhöhe, Selbstorganisation und Selbstführung möglich macht. Erst das Mindset bringt die nötigen Freiräume, lässt ein Team Verantwortung übernehmen und eine sonst selten anzutreffende Leidenschaft für ihr Thema entwickeln.
Es gibt viele Tools und Methoden für agiles Arbeiten, aber am Ende geht es immer um ein 'Mindset'.
Agile Arbeit ist vor allem geprägt durch kollaborative Arbeitsformen, die dazu dienen Innovations- oder Entwicklungspotenziale zu identifizieren und zu einer Lösung mit möglichst hoher Akzeptanz zu überführen. Ob im agilen Projektmanagement mit Scrum, im Innovationsmanagement mit Design Thinking oder mit agilen Organisationsformen wie Holacracy: Immer geht es um agile Teams, die sich aus Experten verschiedener Disziplinen zusammensetzen, um in kollaborativer Zusammenarbeit die Probleme einer definierten Personengruppe zu lösen. Sie übernehmen ganzheitliche Verantwortung für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung, lernen von ihren Kunden und treffen alle nötigen Entscheidungen eigenständig. Mit agiler Arbeit sind sie 15-60% erfolgreicher, als Teams in einer „Kommando-und-Kontrolle“-Arbeitswelt.
Agile Arbeit hilft dabei, Projekte oder fortlaufende Entwicklungen in einem Umfeld stetiger Veränderung zu managen. Wann immer es nicht um die Identifikation oder Entwicklung neuer Lösungen, sondern um die Optimierung beständiger Produktionsprozesse geht, werden in agilen Organisationen eher Modelle und Methoden aus dem Lean Management angewendet. Da die Übergänge oftmals fließend sind, herrscht bei der Definition agiler Arbeit eine gewisse Unschärfe. Aus diesem Grund haben sich neue Bezeichnungen wie „Arbeit 4.0“, „Neue Formen der Zusammenarbeit“ oder „New Work“ gebildet, in denen sowohl agile Arbeit, als auch Lean Management zusammengefasst werden. Auch in der Praxis nehmen agile Pioniere keine Trennung zwischen den Disziplinen vor.
Agile Arbeit und Vorgehensmodelle: Von Scrum bis Design Thinking
Wird über agile Arbeit gesprochen, sind zumeist Vorgehensmodelle wie Scrum, Kanban oder Design Thinking gemeint. Auf operativer Ebene gibt es eine ganze Reihe dieser agilen Frameworks, mit denen agile Teams ihr Vorgehen organisieren. Statt eine einzelne agile Methode vorzugeben, erhalten Teams mit diesen Vorgehensmodellen umfassende Werkzeugkoffer, Praktiken und Prinzipien – ergänzende Leitplanken für die verschiedenen Ebenen der Zusammenarbeit:
- Mit Agilen Prinzipien und Werten erhalten die Teams praktische Orientierungspunkte, nach denen sie im Alltag agieren sollen.
- Die Agile Methoden der Frameworks bieten konkrete Werkzeuge, die dem Team zur Lösung einer konkreten Problemstellung verhelfen.
- Jedes Vorgehensmodell hat verschiedene agile Praktiken und Rituale, die im Alltag für eine bessere Zusammenarbeit sorgen.
Agile Teams arbeiten kontextabhängig mit unterschiedlichen Vorgehensmodellen. Ändert sich im Laufe der Entwicklung der Kontext des Teams – zum Beispiel, weil eine neue Produktidee den Product-Market-Fit erreicht – wird ein Team auch sein Vorgehensmodell wechseln. In einer agilen Organisation mit höheren Reifegrad treffen Teams diese Entscheidung vollständig selbstorganisiert.
Agile Arbeit und Organisationsstruktur: Von SAFe bis Holocracy
Wenn Organisationen sich entscheiden im größeren Rahmen agil zu arbeiten, wird der Prozess zur Einführung der Methoden und Kulturveränderung agile Transformation genannt. In diesem Prozess treten in einer wachsenden Anzahl agil arbeitender Mitarbeiter*innen schnell besondere Herausforderungen auf. Während nach einiger Zeit einzelne Teams z. B. nach Scrum arbeiten, werden andere Bereiche noch nach tayloristischen Prinzipien und Praktiken agieren. Selbst Unternehmen, die ausschließlich auf Scrum setzen, stoßen an die typischen Grenzen von agilen Vorgehensmodellen für die operative Arbeit. Vor diesem Hintergrund haben Unternehmen begonnen an der agilen Unternehmensführung, der Einführung von Business Agility zu arbeiten.
Auf dem Weg zur agilen Organisation wandeln sich Unternehmen in der Folge neben den Formen der Zusammenarbeit auch in den Bereichen Führung und Organisationsstruktur:
- Teams übernehmen schrittweise Managementaufgaben bis hin zu vollständigen Selbstführung.
- Manager erhalten ein neues Rollenverständnis für agile Führungskräfte.
- Agile Organisationsformen wie SAFe, Holocracy oder das Spotify Model werden eingeführt.
Business Agility ergänzt agile Arbeitsweisen
Mit Business Agility lassen sich die Transaktionsbarrieren zwischen agilen und nicht-agilen Teams überbrücken. Die Linien- oder Matrix-Organisation wird in diesem Prozess durch eine deutlich flexiblere Netzwerkstruktur ersetzt, die erst durch selbstgeführte Teams möglich wird. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist der niederländische Pflegedienst Buurtzorg, in dem sich über 10.000 Pfleger*innen ohne einen einzigen Manager organisieren. Auch bei Haier, einem chinesischen Hersteller weißer Ware, arbeiten 70.000 Mitarbeiter selbstorganisiert. Haier-CEO Zhang Ruimin hat ein einzigartiges System entwickelt, um den Konzern in rund 4.000 Micro-Unternehmen mit eigener wirtschaftlicher Verantwortung aufzuteilen.
Branche, Größe, Standort – wann macht agiles Arbeiten Sinn?
Seit einigen Jahren machen sich immer mehr Unternehmen auch in Deutschland auf die Reise nach New Work. Waren anfangs noch einige Branchen oder Bereiche ausgeschlossen, gibt es heute nahezu keine Disziplin mehr, in der agile Methoden und Prinzipien nicht angewendet werden. Einige Beispiele für Unternehmen in der agilen Transformation bzw. agile Organisationen aus Deutschland:
- Startups: N26 (Finanzen / 1.200 Mitarbeiter), Blinkist (Bildung / 70), Soulbottles (Haushaltswaren / 25 Mitarbeiter)
- Corporate Startups: Yello Strom (Energie / 100 Mitarbeiter), Remetal (Recycling / 12 Mitarbeiter), moovel (Mobilität / 250 Mitarbeiter)
- Digitale Unternehmen: Trivago (Touristik / 1.100 Mitarbeiter), Mymuesli (Lebensmittel / 720 Mitarbeiter), Zalando (Modehandel / 15.000 Mitarbeiter)
- Mittelstand: PTV Group (Softwareentwicklung / 800 Mitarbeiter), Takkt AG (Versandhandel / 2.500 Mitarbeiter), Trumpf (Maschinenbau / 13.400 Mitarbeiter)
- Konzerne: Daimler (Automobilhersteller / 298.000 Mitarbeiter), Robert Bosch (Mischkonzern / 410.000 Mitarbeiter), AXA (Versicherung / 166.000 Mitarbeiter)
Agile Arbeit findet jedoch nicht nur in Unternehmen statt. Auch öffentliche Einrichtungen, wie die Evangelische Schule Berlin Zentrum, die Essener Wirtschaftsförderung und sogar die US Navy verändern ihre Führung, Struktur und Formen der Zusammenarbeit. Weltweit gibt es unzählige Beispiele für agile Unternehmen.
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Zur Akademie für agile TrainingsKapitel 2: Gründe für agiles Arbeiten
- Zwischen 1950-1970 wurden viele Universitäten gegründet und die Ausbildung in Betrieben standardisiert. Auf diese Weise ist das Bildungsniveau für Fachkräfte und die Anzahl an Akademikern im Vergleich deutlich gestiegen.
- Massenfertigung und wiederkehrende Aufgaben werden zunehmend vollautomatisiert. In Folge werden sich bis 2030 55% der Berufe im Kern mit kreativen statt mit händischen Aufgaben befassen.
- Das Internet of Everything hat vergleichbare Wirkungskräfte, wie die Markteinführung der Dampfmaschine. Jeden Tag entstehen neue Produkte und damit Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle.
- Globale Märkte verbinden Unternehmen und Kunden auf der ganzen Welt. Angebote sind nicht länger lokal begrenzt und die Anzahl der Wettbewerber um einen Kunden steigt.
Vor diesem Hintergrund werden die Märkte zunehmend dynamischer und die Rahmenbedingungen für Unternehmen angesichts stetig steigender Veränderungen schwieriger. Die sogenannte VUCA-Komplexität basiert im Wesentlichen auf vier Faktoren:
- Neue Technologien: Künstliche Intelligenz, Virtual / Augmented Reality, Elektromobilität
- Neue Kundenerwartungen: Massen-Individualisierung, direkte Reaktion, immer Online sein
- Neuer Wettbewerb: GAFAM, Startups, Corporate Development
- Neue Anforderungen an Arbeitswelten: Generation Y & Z, War of Talents, Nachhaltigkeit
Damit Unternehmen zukunftsfähig sind, müssen sie ihre Anpassungsfähigkeit nachhaltig steigern. Teams und Führungskräfte müssen mit den komplexen Marktveränderungen der VUCA-Welt lernen umzugehen. Das Ziel agiler Arbeitsweisen und Strukturen ist es, den Organisationen konsequent auf den Kunden auszurichten und sie zu befähigen, schneller auf Veränderungen zu reagieren.
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Mehr zur Agilen BeratungDie 10 Vorteile agiler Arbeit
Mit Einführung von agilen Methoden, Prinzipien und Strukturen ergeben sich diverse Vorzüge für Unternehmen. Nachfolgend die 10 wichtigsten Vorteile agiler Arbeit:
- Wirtschaftlich erfolgreicher: Studien zeigen, dass agile Organisationen ihre Leistungsfähigkeit zwischen 15% (Agile Starter) bis 60% (Agile Pioniere) steigern können. Der Agile Performer Index stellt bei Unternehmen im Schnitt eine Performance-Steigerung von 44% gegenüber dem nicht agilen Wettbewerb fest.
- Time-to-market reduzieren: Durch den hohen Autonomiegrad, können interdisziplinäre Teams mit agilen Vorgehensmodellen schnellere Entscheidungen treffen. Sie agieren deutlich effektiver und sorgen dafür, dass Zeitverschwendung und damit Entwicklungszeiten reduziert werden.
- Aufwände reduzieren: Agile Arbeit reduziert die Aufwände für Führung, Abstimmungen und Meetings. Aus diesem Grund werden Teams nicht nur schneller, sie verbringen auch mehr Zeit mit operativer Arbeit.
- Kundenbedürfnisse besser erfüllen: Agile Teams arbeiten näher am Kunden. Sie sammeln Daten, führen Interviews und Markttests durch. Sie sind für ihre Kunden ansprechbar und erhalten eine unverfälschte Rückmeldung. So können sie die Anforderungen besser verstehen und entwickeln Lösungen mit höherer Akzeptanz.
- Höhere Reaktionsfähigkeit: Die iterative Arbeit in schnellen Zyklen ersetzt eine lange Planung traditionell geführter Projekte. Agile Teams können mit den neuen Vorgehensmodellen jederzeit ohne Mehraufwand auf veränderte Situationen reagieren und den Arbeitsprozess im Sinne des Kunden anpassen.
- Mitarbeitermotivation steigern: Die Freiräume agiler Arbeit ermöglichen es dem Team Verantwortung zu übernehmen und sich mit den getroffenen Entscheidungen zu Identifizieren. Mit einer kundenzentrierten Vision wird Arbeit sinnstiftend und motiviert Team-Mitglieder zu außergewöhnlichen Leistungen.
- Bessere Talente gewinnen: Agile Unternehmen bestätigen immer wieder, dass ihre Arbeitsweisen wie ein Magnet auf herausragende Talente wirken. Auch Mitarbeiter agiler Teams identifizieren sich mit der Arbeitsform. In der Praxis äußern Mitglieder agiler Teams offen, sie verließen das Unternehmen sofort, würden die Formen der Zusammenarbeit wieder traditionell organisiert werden.
- Fluktuation senken: Mitarbeiterbindung funktioniert in agilen Organisationen anders. Statt auf Gehälter und Karrierechancen, achten die Mitarbeiter agiler Organisationen eher auf das Führungsverhalten, persönliche Entwicklung und das Betriebsklima. Bei konsequenter Umsetzung agiler Prinzipien senkt sich somit die Fluktuation ohne typische Bindungsmaßnahmen.
- Krankheitsraten senken: Viele agile Organisationen berichten von deutlich niedrigeren Krankheitsraten. Das Sozialministerium Belgiens hat nach eigenen Angaben sogar die niedrigste Krankheitsrate des ganzen Landes.
- Freude an der Arbeit steigern: Die agile Arbeit nimmt den künstlich erzeugten Druck anderer Führungsstile von den Teams. Auch Freiheiten in Bezug auf Arbeitszeiten und -orte, weniger Politik in der agilen Kultur sowie die für gewöhnlich angenehmere Arbeitsumgebung sorgen für eine deutlich höheren Spaßfaktor bei der Arbeit.
Häufige Missverständnisse über Agilität
Neben den beschriebenen Vorteilen agilen Arbeitens halten sich jedoch auch einige Vorurteile hartnäckig. Hier ein Überblick über die häufigsten Missverständnisse zu Agilität:
- Agilität bedeutet schneller zu arbeiten: Dies ist wahrscheinlich der Klassiker unter den agilen Missverständnissen. Schneller zu werden ist nicht das Ziel von Agilität – kann aber oft das Ergebnis sein. Bei Agilität geht es darum, teamübergreifend die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun. Der Kanban-Experte Klaus Leopold erklärt das an folgendem Beispiel: Wenn das Unternehmen eine Computertastatur ist, dann sind die Teams die einzelnen Tasten. Für die Aufgabe des Unternehmens (z.B. einen Brief schreiben) ist es egal, wie schnell die einzelnen Tasten (also die Teams) arbeiten. Um einen guten Brief zu schreiben, müssen die Tasten in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden. Der Fokus liegt also auf der Wertschöpfungskette und der Gestaltung der teamübergreifenden Prozesse. Es muss sichergestellt werden, dass das richtige Team zur richtigen Zeit die richtige Taste drückt. Agilität bedeutet nicht schneller, sondern fokussierter zu arbeiten.
- Agilität hilft uns, mehr zu leisten: In vielen Unternehmen wird Multitasking praktiziert. Die gängige Denkweise: Wenn Teams und Mitarbeitende mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen, sind sie produktiver. Doch Multitasking führt genau zum Gegenteil. Es wird weniger erreicht. Das belegen zahlreiche Studien. Bei Agilität geht es nicht um den Output der Arbeit, sondern um den Outcome. Agile Teams wollen nicht die Menge der geleisteten Arbeit erhöhen. Sie wollen den Mehrwert ihrer Arbeit steigern. Agile Teams arbeiten deshalb an weniger Dingen gleichzeitig und konzentrieren sich auf die Aufgaben, die den größten Wert für den Kunden erzeugen. Es kommt also nicht darauf an, möglichst viel zu machen (Output), sondern das richtige Ergebnis für die Kund*innen (Outcome) zu erreichen. In diesem Sinne versuchen agile Teams fortlaufend Verschwendung zu reduzieren und mit möglichst wenig Aufwand, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Agilität hilft uns, mehr Wert zu schaffen.
- Agile Methoden machen uns agil: Agilität wird oft fälschlicherweise mit Scrum oder einzelnen agilen Methoden gleichgesetzt. Dabei umfassen die neuen Formen der Zusammenarbeit ein viel ganzheitlicheres Themenfeld. Eine konkrete Definition von Agilität ist meist schwierig, da sich nicht an einzelnen greifbaren Methoden oder einer Checkliste festmachen lässt, ob ein Unternehmen agil ist. In der Regel sind es weiche Merkmale, wie die gelebte Kultur und Einstellung aller Mitarbeiter, die den agilen Reifegrad einer Organisation zeigen. Agilität ist keine Methode. Sie umfasst verschiedene Ebenen unserer Zusammenarbeit und beginnt mit der richtigen Einstellung. Agile Einstellungen und Werte machen uns agil.
Kapitel 3: So funktioniert agile Arbeit in der Praxis
Es mag ein wenig kontra-intuiitiv wirken, aber: Erfolgreiche agile Teams sind nicht wegen dem Einsatz von Scrum oder dem Business Model Canvas erfolgreich. Sie sind erfolgreich, weil sie die richtige Haltung haben und ein gemeinsames Verständnis von Arbeit auf Augenhöhe entwickelt haben. Es gilt der Grundsatz „Prinzipien über Praktiken“ – ein erfolgreiches Team wird sich die richtigen Methoden wählen, nicht aber der Methoden wegen erfolgreich sein.
Agilität lässt sich am Besten in der Praxis erleben. Hierzu kann man Lernreisen organisieren und viele der New Work Pioniere besuchen. Auch Podcasts, wie „On the way to New Work“ sind eine gute Option, tiefere Einblicke in agile Organisationen zu erhalten. Im Artikel „5 Unternehmen über agile Arbeit im ‚On the way to New Work‘-Podcast“ haben wir zu ausgewählten Episoden weitere Details zu den Hintergründen, Prinzipien und Praktiken der Arbeitswelt zusammen gestellt.
In diesem Kapitel erhalten Sie einen umfassenden Überblick zu Prinzipien, Vorgehensmodellen, Methoden und Praktiken.
Kapitel 3.1: Die Prinzipien agiler Teams und Organisationen
Prinzipien im Scrum: Das agile Manifest
Die wohl bekannteste Aufstellung agiler Prinzipien ist das agile Manifest. Als Fundament von Scrum gibt es Teams mit seinen 4 Leitsätzen und 12 Prinzipien eine klare Orientierung für Entscheidungen im Alltag. Da Scrum in der Softwareentwicklung entstanden ist, bezieht sich auch das agile Manifest auf diesen Kontext. Die Leitsätze und Prinzipien definieren den Fokus der agilen Arbeit:
- Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
- Funktionierende Software ist wichtiger als eine umfassende Dokumentation
- Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber ist wichtiger als Vertragsverhandlung
- Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans
Indem Teams die Leitsätze des Manifests befolgen, konzentrieren sie sich konsequent auf den zu erbringenden Kundenmehrwert. Erst wenn dieser sichergestellt ist, werden die zentralen Prinzipien des klassischen Projektmanagements berücksichtigt. Wenn sich agile Teams am Manifest orientieren, agieren sie nachhaltig kundenzentriert: Der Kunde ist wichtiger als die Arbeitsform.
Auch die Prinzipien des agilen Manifests sind ganz klar auf den Kundennutzen ausgerichtet. In 12 Punkten werden die wichtigsten Aspekte der Zusammenarbeit eines Scrum-Teams definiert:
- Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen
- Heiße Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden
- Liefere funktionierende Software regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne
- Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten
- Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen
- Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteam zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht
- Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß
- Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können
- Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität
- Einfachheit — die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren — ist essenziell
- Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams
- In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an
Prinzipien im Design Thinking
Design Thinking, das Framework für kundenzentrierte Innovation, ist in den letzten Jahren in vielen Unternehmen angekommen. Oftmals wird Design Thinking als Methode bezeichnet und viele der 2-tägigen Trainings vermitteln den Eindruck, es handle sich um eine lineare Abfolge festgelegter Methoden. Doch auch hinter diesem agilen Vorgehensmodell stehen in erster Linie sieben Prinzipien. Sie liefern den Rahmen, nach denen sich Teams bei ihrer Arbeit organisieren und ihre Methoden auswählen sollten:
- Mensch-zentriert: Erforsche Menschen wie auch ihre Bedürfnisse und senke so die Risiken zu scheitern
- Kollaborativ: Forme ein heterogenes Team und bring unterschiedliche Perspektiven zusammen
- Iterativ: Scheue Dich nicht, einen Schritt zurückzugehen, wenn Du neue Erkenntnisse gewinnst
- Holistisch: Betrachte ein Problem ganzheitlich und schaffe Mehrwert, in dem Du es löst
- Optimistisch: Glaube daran, dass es funktionieren kann und es wird funktionieren
- Experimentell: Sei offen für verrückte Ideen und hab den Mut aus Fehlern zu lernen
- Erlebnisorientiert: Gestalte Momente, an die man sich erinnert und über die man gerne spricht
Erst diese Prinzipien machen die Arbeit mit Methoden aus dem Design Thinking Werkzeugkoffer zielgerichtet. Sie liefern das Fundament, nach denen ein Team entscheidet, ob es Buyer Personas oder eine Empathy Map erstellt, ob es Tiefen-Interviews als Basis nimmt oder doch lieber eine Service Safari macht.
8 Prinzipien agiler Unternehmen
Für die Entwicklung des agilen Organisationssystems MeCracy hat Me & Company 100+ agile Unternehmen kennengelernt und analysiert. Dabei ist deutlich geworden, dass keines der Unternehmen das gleiche Set an agilen Methoden einsetzt, es oftmals sogar Individualisierungen von Standards gibt. Was diese Unternehmen jedoch gemeinsam haben, sind acht Prinzipien, die sie in unterschiedlichen Ausprägungen leben.
- Sinn und Wert zu stiften ist wichtiger als sich auf den Profit zu konzentrieren
- Schnell Wert für den Kunden zu erzeugen ist wichtiger als eine perfekte Planung anzustreben
- Netzwerke aus cross-funktionalen Teams sind wichtiger als feste, hierarchische Strukturen
- Freiheit, Vertrauen und Spaß sind wichtiger als Druck und Kontrolle
- Flexible Rollen, die sich nach Fertigkeiten und Talenten richten sind wichtiger als Titel und Tätigkeitsbeschreibungen
- Radikale Transparenz ist wichtiger als Wissenshoheit und Geheimhaltung
- Unterstützende Führung ist wichtiger als direktive Führung
- Vom Kunden lernen und Entscheidungen herbeizuführen ist wichtiger als eine Entscheidung des „HiPPO“
Fazit: Jedes Unternehmen hat seine eigenen Workhacks, agilen Methoden und Praktiken. Auch die Strukturen und die gelebte Kultur unterscheiden sich oftmals. Doch die agilen Prinzipien sind bei allen Unternehmen vergleichbar.
Kapitel 3.2: Agile Vorgehensmodelle nach Arbeitsbereich
Agile Vorgehensmodelle nach Arbeitsbereich
Von Führungskräften und Fachexperten wird oftmals die Frage gestellt: „Welche agilen Vorgehensmodelle sind für unsere Abteilung oder unseren Bereich sinnvoll?“ Hierzu hilft es, die Vorgehensmodelle mit Hilfe der Stacey Matrix nach zwei Faktoren einzuordnen:
- Anforderungen / Problemdefinition: Hat das Team vollständige Klarheit über die zu lösenden Probleme? Sind die weiteren Anforderungen an eine Lösung bekannt und lösbar?
- Methodik oder Technik / Lösungsprozess: Hat das Team einen sicheren Lösungsweg für die durchzuführenden Aufgaben? Ist das zur Lösung der Aufgabe notwendige Wissen vorhanden?
Auf Basis dieser zwei Kriterien werden Aufgabenstellungen als einfach, kompliziert, komplex und chaotisch eingeordnet. Innovation Manager Geert Claes hat 2017 mit seinem Innovation Spectrum eine grobe Einordnung der Modelle im Kontext zur Entwicklung neuer Produkte gegeben. Auf seiner hervorragenden Arbeit entstand der Me & Company Framework Navigator.
Von Chaos zu komplex: Agile Arbeit im Innovationsmanagement
Agile Arbeit beginnt im Kontext zu Aufgaben, bei denen sowohl die Anforderungen, als auch die Lösungsmöglichkeiten vollständig unklar sind: im Innovationsmanagement. Für diese Aufgaben- und Arbeitsbereiche stehen agile Frameworks und Methoden zur Auswahl, die den Fokus auf den schnellen Aufbau von Wissen und die Entwicklung von kleinen Prototypen legen.
Fail early, fail often, but always fail forward.
Sie liefern die richtigen Ansätze, wenn nur eine Personengruppe – in der Regel als „Kunde“ bezeichnet – und ein grober Problemrahmen definiert sind. Ziel aller agilen Innovationsmodelle ist es, das hohe Risiko des Scheiterns zu minimieren. Hierzu wird einerseits die Kundenperspektive bestmöglich in den Prozess integriert, andererseits dafür gesorgt, dass in kürzester Zeit ein nachvollziehbares, durch Kunden und weitere Interessengruppen bewertbares Arbeitsergebnis entsteht.
Ein praktisches Beispiel, wie agile Arbeit im Innovationsmanagement aussehen kann, zeigt das Innovation Lab der US-Kaufhauskette Nordstrom. Sie arbeiteten bereits 2011 in einwöchentlichen Experimenten nach dem Lean-Startup-Modell:
Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Unternehmen, die mit agilen Innovationsmodellen erfolgreich arbeiten. Doch welche Vorgehensmodelle gibt es und in welchem Kontext eignen sie sich?
Design Thinking
Das an der d.school der Standford University entwickelte Modell wird meist in der Produktentwicklung genutzt, lässt sich jedoch in allen Bereichen zur Lösung von Problemen anwenden. Design Thinking funktioniert als Denkmodell mit sechs Phasen, die je nach Situation zu einem Prozess zusammengestellt werden. Eine zeitliche Vorgabe gibt es nicht – von Tages-Workshops bis zu Entwicklungsprozessen über Monate ist je nach Bedarf alles möglich. Der Prozess endet mit einer prototypischen Lösung, die von der Kundengruppe akzeptiert wird, dem sogenannten Problem-Solution-Fit.
Design Thinking für mehr Innovationskraft
Entwickeln Sie mit Design Thinking erfolgreiche Produktinnovationen mit minimalem Ressourcenaufwand. Die Experten unserer Innovationsberatung helfen Ihnen, die Probleme Ihrer Zielgruppe zu verstehen und mit passenden Innovationen zu bedienen.
Design Thinking AgenturEnterprise Design Thinking
Mehrere Unternehmen haben begonnen das sehr offene Design Thinking Modell für den eigenen Kontext zu Individualisieren und mit Hilfe von einheitlichen Standards einen leichteren Zugang zu schaffen. Neben IDEO, deren Gründer bereits an der Entwicklung des Ur-Design-Thinkings in den 1990ern beteiligt waren, haben auch SAP, Intuit und der britische Governmental Digital Service Varianten entwickelt. Seit 2015 hat auch IBM ein eigenes Vorgehensmodell abgeleitet, um – nach eigenen Aussagen – den Anforderungen eines Konzerns an Design Thinking besser gerecht zu werden. Hierzu hat das Unternehmen einen eigenen Prozess, den Loop, sowie eigene Prinzipien und Praktiken entwickelt. Damit hat IBM den deutlich offeneren Ansatz der d.school geschärft und gezielt Elemente für die Arbeit im Konzern-Kontext ausgewählt. Auf diese Weise hat Big Blue Standards geschaffen, die eine Ausbildungsreihe mit Zertifizierungen und eine Kommerzialisierung dessen möglich machen.
Design Sprints
Jake Knapp und zwei seiner Google-Ventures-Kollegen haben 2016 einen sehr komprimierten Ansatz zur kundenzentrierten Entwicklung von Produkten publik gemacht. Die Design Sprints nutzen ausgewählte Methoden aus dem UX Design, der Strategieentwicklung und dem Design Thinking Framework, um innerhalb von nur fünf Tagen von einer grundlegenden Idee zu einem getesteten Prototypen zu gelangen. Mit Design Sprints wird das erstmalig in Scrum angewendete Sprint-Konzept – ein kurzer, klar definierter Entwicklungszyklus mit einem evaluierungsfähigen Arbeitsergebnis – als Innovationsprozess genutzt. Seitdem hat sich der Ansatz bei im Google Ventures Mutterhaus weiterentwickelt, um auch abseits des Startup-Kontexts im gesamten Google-Konzern angewendet werden zu können.
Double Diamond
Das British Design Counsil brachte im Jahr 2005 das Double-Diamond-Modell hervor. In einer Zeit, in der Design Thinking noch nicht den heutigen Verbreitungsgrad hatte, liefert das Vorgehen einen sehr ähnlichen Ansatz. Mit einem vergleichbaren Methoden-Set und ähnlichen Prinzipien arbeiten sich agile Teams mit dem Double Diamond durch vier lineare Phasen: Discover, Define, Develop und Deliver. In Abgrenzung zu dem d.school-Ansatz Design Thinking geht das Britisch Design Counsil mit seinem Modell einen Schritt weiter. Statt mit der Evaluation eines Prototypen den Prozess zu beenden, integriert der Double Diamond auch die Entwicklungsphasen bis zur Markt- bzw. Nutzungsreife.
Customer Development
Noch einen Schritt weiter geht Steve Blank mit Customer Development. Während Design Thinking, Design Sprints und auch der Double Diamond sich auf die Lösung eines Problems fokussieren, den Problem-Solution-Fit, liefert das Modell des Silicon Valley Entrepreneuers und Stanford-Professors auch Antworten auf die Vermarktung eines marktreifen Produktes, den Product-Market-Fit, wie auch die Skalierung des Unternehmens. Damit ist Customer Development ein ganzheitlicher Ansatz zur Entwicklung von (Corporate) Startups oder neuer Business Units.
Lean Startup
Gemeinsam mit seinem Studenten Eric Ries entwickelte Steve Blank sein Customer Development Modell weiter. Indem er Ideen aus dem Lean Management aufgriff, verschlankte er den Entwicklungsprozess radikal. Lean Startup eignet sich vor allem in Situationen, in denen Teams nur begrenzten Zugang zur Zielgruppe haben. Mit seinen sich stetig wiederholenden drei Schritten des Lean Startup Zyklus – Build, Measure, Learn –beginnen agile Teams mit dem Aufbau eines möglichst einfachen Prototypen, statt, wie es in anderen Modellen üblich ist, mit der Erforschung der Kundenbedürfnisse. Das Modell brachte zudem das Konzept des MVP, des Minimum Viable Products oder zu deutsch Minimalprodukts. Dieses definiert eine Version des Produktes, die zwar möglichst einfach gehalten ist, jedoch bereits vermarktbar ist.
Agiles Arbeiten und Ambidextrie
Anders als oftmals vermutet ist agiles Innovationsmanagement nicht auf die Entwicklung eines neuen Produktes oder einer neuen Dienstleistung begrenzt. Bedingt durch die schnelle Weiterentwicklung von Technologien, Kundenbedürfnissen und den steigenden Marktdruck müssen auch etablierte Bereiche häufiger hinterfragt werden als noch vor wenigen Jahren. Auch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung bringt neue Potenziale in alle Branchen und Unternehmensbereiche, so dass neben dem Tagesgeschäft auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung genutzt werden müssen. Die Parallelisierung der Wertschöpfung des Bestehenden und Erkundung von neuem nennt man Ambidextrie. Vor diesem Hintergrund machen die agilen Vorgehensmodelle des Innovationsmanagements auch in etablierten Bereichen eines Unternehmens Sinn.
Von komplex zu kompliziert: Agile Arbeit im Projektmanagement
Damit komplizierte oder komplexe Aufgaben erfolgreich gelöst werden, braucht es in der Regel ein Team aus Experten. Ab drei Personen steigt der Abstimmungsaufwand exponentiell und die Arbeit muss organisiert werden, damit es nicht zu Missverständnissen und/oder unbrauchbaren Lösungen kommt. Vorgehensmodelle im agilen Projektmanagement sind vor allem durch Scrum und Kanban geprägt. Es gibt jedoch auch Mischformen und Einflüsse aus anderen Bereichen.
Scrum
Ursprünglich in der Softwareentwicklung beheimatet findet das Scrum-Framework heute auch in anderen Bereichen Anwendung. Es eignet sich für Teams mit drei bis neun operativ agierenden Experten, die gemeinsam in einem Projekt arbeiten. Dabei sind Überschneidungen der Fähigkeiten im Team sinnvoll, aber keine Voraussetzung. Scrum kann für Projekte mit einer Laufzeit ab 3 Wochen sinnvoll eingesetzt werden. Das Framework hilft einem Team sich auf den Kundenmehrwert der geschaffenen Arbeitsergebnisse zu fokussieren und steigert diesen in einem fortlaufenden Arbeitszyklus – den sogenannten Sprints. Nicht die Effizienz steht im Vordergrund, sondern die Effektivität des agilen Teams.
Lean UX
Teams, deren Aufgabe darin besteht fertige Lösungen weiterzuentwickeln und zu optimieren, kann Lean UX ein geeignetes Vorgehensmodell bieten. Wie Lean Startup basiert auch dieses Modell aus einem iterativen, sich wiederholenden Zyklus mit drei Schritten: Think, Make, Check. Der Methodenkoffer von Lean UX enthält sowohl Werkzeuge aus dem Design Thinking, als auch aus dem User Experience Design und Performance Marketing. Ziel von Lean UX ist es das Anwender-/Kundenerlebnis zu steigern, um die Akzeptanz und den Erfolg einer Lösung schrittweise zu erhöhen. Denkbar ist auch der Einsatz in anderen Arbeitsfeldern. Hierzu ist es denkbar Methoden bedarfsweise anzupassen oder zu ergänzen.
Scrumban / Scrum with Kanban
Zwischen Scrum und Kanban sind in den letzten Jahren einige Mischformen entstanden. Diese Vorgehensmodelle versuchen das Beste aus beiden Frameworks zu vereinen, sowohl die Effektivität, als auch die Effizienz agiler Teams zu steigern.
Kanban
Abgeleitet aus dem Toyota Produktionssystem wurde Kanban für den Einsatz in der IT weiterentwickelt, eignet sich jedoch ebenfalls für den Einsatz in anderen Bereichen. Kanban hilft vor allem in (Teil-)Bereichen von Projekten, in denen Aufgaben mit immer gleichem Ablauf, vergleichbar zu einer Produktion bearbeitet werden: Artikel in einer Redaktion, Anfragen im Kundenservice, Fahrzeuge in der Wartung. Anders als Scrum fokussiert Kanban das agile Team auf den Prozess. Das Modell bringt Teams dazu ihre Arbeitsabläufe regelmäßig zu hinterfragen und die Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden. So steigern sie ihre Durchlaufzeiten und können bei Bedarf mehr Durchsatz in gleicher Zeit erzielen. Bei Kanban steht die Effizienz im Vordergrund. Damit ist es streng genommen kein agiles, sondern ein „leanes“ Vorgehensmodell. Dennoch wird es jedoch häufig von agilen Teams eingesetzt. Kanban-Boards, die zur Visualisierung der Arbeitsschritte dienen, finden sich beispielsweise ebenfalls im Scrum-Kontext.
Last Planner
Speziell für die Anforderungen im Bauwesen wurde das Last Planner System entwickelt und in das für die Branche adaptierte Lean Management integriert. Ziel des Systems ist es, die Zuverlässigkeit der Abläufe und Gewerke zu erhöhen. Mit dem Vorgehen werden auch viele Prinzipien der agilen Arbeit in den Branchenkontext adaptiert.
Kapitel 3.3: Agile Methoden im Überblick
Auf diese Weise ist eine unüberschaubare Menge an agilen Methoden entstanden, von denen im Nachfolgenden einige ausgewählte benannt und nach Zielsetzung kategorisiert werden. Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
Team-Fokus definieren und Arbeit organisieren
- Vision: Elevator Pitch, Golden Circle
- Strategischer Fortschritt: Lean Strategy Board, Product Vision Board, Product Strategy Canvas
- Taktischer Fortschritt: Product Roadmaps, Objectives & Key Results
- Tägliche Aufgaben: Kanban-Board + Karten, Weekly Boards, 3 Action Steps
Verantwortlichkeiten klären
- Delegation Poker, RACI, Alignment & Autonomy
Neues Wissen und Anforderungen erheben
- Befragen: Tiefen-, Experten-, Kontext-Interviews, Umfragen, Tagebuch Studien, Sampling
- Beobachten: Mystery Shopping, Service Safari, A day in the life, Shadowing
- Datenanalyse: Ticket-Analysen, KPI Analysen, Website Tracking
Wissen und Anforderungen strukturieren
- Kundenperspektive: Personas, Empathy Maps, Jobs-to-be-done, Mental Modelling
- Prozesse: Customer / User Journeys, Service Blueprints
- Anforderungen: Card Sorting, User Story Mapping, Job Stories
- Systeme: Stakeholder Maps, Territory Maps, Ecosystem Maps
Neue Ideen entwickeln
- Inspirationstechniken: How Might we, What if, 5 whys
- Kreativtechniken: Design Studio, 6-3-5 Methode, Walt Disney Methode, TRIZ, Brainwriting
Prototypen entwickeln
- Produkt Prototypen: Paper Prototypes, Klickdummies, Concierge MVP
- Strategie Prototypen: Strategy Blueprint
- Busniess Model Prototypen: Lean Canvas, Business Model Canvas
- Prozess Prototypen: Storyboards, Service Blueprint, Service Origami
- POS-Prototypen: Popup Stores, Popup Trucks, In-Store Labs
Entscheiden und priorisieren
- Handzeichen für Konsens oder Konsent, systemisches Konsensieren, Ritual Dissent, Dot Voting, Forced Ranking, Service Value Mapping, Evaluation Canvas
Fortschritt messen
- Burndown chart, Velocity charts, Control chart, Cumulative Flow Diagram
Lösungsansätze testen
- A/B-Tests, Fake Door Tests, Wizard of Oz Tests
Kommunikation verbessern
- Was gesagt wird: Golden Circle, Value Proposition Canvas
- Wie es gesagt wird: Non-violent Communication, Radical Candor, Active Listening
Zusammenarbeit verbessern:
- Projekte starten: Teamgeist Projekt Check-in, IDOAART
- Zusammenarbeit reflektieren: Keep-Start-Stop Retrospektiven, Meilenstein Retrospektiven, Retrographen, Reflecting Teams
- Feedback einholen: Happiness Door, 5-minute Wrap-up, 1-2-4-all
- Meetings effektiver gestalten: Lean Coffee, World Cafe
- Mitarbeitergespräche führen: Peer Feedback, Coffee-Break Sessions, Moving Motivators
- Experimentieren und lernen: Celebration Grid, Pairing, Working Out Loud
Aufwände und Budgets planen
- Für Aufgaben: Planning-Poker
- Für Projekte: Agiler Festpreis
- Für die Organisation: Beyond Budgeting
Neue Mitarbeiter einstellen
- Whiteboard Challenges, Brainteaser
Wertschätzung geben
- Wall of Fame, Kudo cards, Lobdusche
Do agile vs. be agile
Die Arbeit mit agilen Methoden ist keine pauschale Garantie für Erfolg. Die Erfahrung zeigt, die Haltung der Team-Mitglieder und Führungskräfte ist wichtiger als die Anwendung von ein paar Methoden. Im Umfeld von Agile Coaches gibt es ein häufig genutztes Zitat, das diesen Umstand gut beschreibt:
A fool with a tool is still a fool.
Insbesondere im Kontext zu agilen Methoden gibt es eine hohe Gefahr einem Cargo Kult zu verfallen. Cargo Kulte beschreiben Verhaltensmuster, in denen Methoden und Vorgänge zwar formell richtig ausgeführt werden, jedoch der passende Kontext, zugehörige Prinzipien und/oder die notwendige Haltung nicht berücksichtigt sind. Die Ergebnisse eines solchen Verhaltens sind meist weit unter den Erwartungen und Möglichkeiten.
Auch beim Einsatz agiler Methoden sind können die Potenziale agiler Arbeit nicht vollends ausgeschöpft werden. Laut State-of-Agile-Report des Softwareherstellers VersionOne lassen sich mit agilen Methoden nur rund 20% des Möglichen erreichen.
Kapitel 3.4: Agile Praktiken und Artefakte
- Agile Praktiken fließen als Rituale in die tägliche Arbeit ein. Oftmals stammen sie aus einem spezifischen Vorgehensmodell, können jedoch auch losgelöst genutzt werden.
- Agile Artefakte sind meist visuelle Hilfsmittel, die in Form von Boards, Checklisten oder Grafiken im Alltag unterstützen. Oftmals werden Artefakte mit Methoden verwechselt, da Letztere mit ihrem Artefakt als Synonym behandelt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Business Model Canvas (Artefakt) und Business Model Generation (Methode) von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur. Auch in diesem Leitfaden werden die beiden Elemente zur Vereinfachung als Synonym verwendet.
Daily Standups
Eine typische Praktik sind Daily Standups bzw. Huddles – ein tägliches Treffen, mit dem alle Team-Mitglieder ihre Arbeit transparent machen. Dabei stehen alle Mitglieder eines agilen Teams zu einem definierten Zeitpunkt für maximal 15 Minuten zusammen und sprechen aktuelle Themen, insbesondere Blockaden in der eigenen Arbeit an. Wird ein Thema zu groß oder irrelevant für die gesamte Gruppe, sprechen sich die beteiligten direkt im Anschluss an das Treffen ab.
Story Points und Velocity
Auch agile Teams messen ihre Arbeit, um die eigene Effizienz und Effektivität selbstorganisiert zu steigern oder den aktuellen Arbeitsstatus zu erheben. Hierzu werden die Aufwände zu erledigender Aufgaben in einem Planungstreffen, das Planning, durch das Team in Story Points übersetzt. Je komplexer eine Aufgabe, desto mehr Story Points erhält sie. Mit Hilfe dieser Story Points wird zudem die eigene Arbeitsgeschwindigkeit, die Velocity, gemessen. Da agile Teams ihre Aufgaben nicht durch einen Manager erhalten, sondern eigenverantwortlich eine Zusage treffen, was sie innerhalb eines immer gleichbleibenden Zeitraums, den Sprints, schaffen, kann mit der Menge der bearbeiteten Story Points die Velocity gemessen und schrittweise durch das Team erhöht werden.
Teamgeist Retrospektiven
In Scrum und Kanban findet ein regelmäßiger Austausch über die Zusammenarbeit des Teams statt. Die sogenannten Retrospektiven haben das Ziel Probleme der Gruppe frühzeitig sichtbar zu machen, so dass Konflikte nicht eskalieren und Barrieren ohne Hilfe von außen beseitigt werden. In manchen agilen Organisationen finden ebenfalls auch unternehmensweite Retrospektiven statt, die sich der Team-übergreifenden Zusammenarbeit und den vom Unternehmen gestellten Rahmenbedingungen widmen.
Retrospektiven lassen sich mit unzähligen Methoden durchführen. Die wunderbare Corinna Baldauf (Agile Coach bei sipgate) hat für die Zusammenstellung von Formaten ein kleines Tool entwickelt.
Workshops statt Meetings
Agile Teams arbeiten nach dem Prinzip der Kollaboration. Damit Arbeitsergebnisse eine höhere Qualität haben, weniger Fehler beseitigt werden müssen und alle Anforderungen korrekt berücksichtigt sind, haben agile Teams verschiedene Praktiken in ihren Alltag aufgenommen. Regelmäßige Meetings, in denen viel gesprochen oder geplant, aber nur selten verwertbare Ergebnisse produziert werden, finden in agilen Team nicht statt. Für eine konzentrierte Zusammenarbeit praktizieren sie Workshops. In diesen wird mit möglichst allen relevanten Interessensvertretern gemeinschaftlich und auf Augenhöhe an einem Thema gearbeitet. Workshops sind immer strukturiert geplant und basieren auf agilen Methoden. Sie werden moderiert und haben verwertbare Arbeitsergebnisse als Ziel. Aufgaben zu planen und zu verteilen kommt vor, ist nicht das Ziel eines Workshops.
Peer Recruiting
Dass agile Arbeit bereits über Aufgaben der täglichen Arbeit hinaus geht, zeigt die Praktik des Peer Recruitings. Hierbei werden neue Team-Mitglieder nicht mehr vom Management oder der HR- bzw. Personalabteilung bewertet und eingestellt, sondern von den künftigen Kolleg*innen. Auf Basis von gemeinsam definierten Rahmenbedingungen treffen agile Teams die Entscheidung zur Einstellung eigenständig und sorgen so für eine praxisnahe Bewertung der Kandidat*innen und einen höheren Kultur-Fit.
Weitere Praktiken agiler Arbeit
Pairing, Exploration Days, Learning Journeys, Hackathons, Barcamps, Demos, Fuckup Nights, Post Mortem Meetings – in agilen Organisationen gibt es viele Praktiken, die das Ziel haben, Wissen zu teilen und aus Fehlern zu lernen. Mehr zu den Vorreitern agiler Arbeit und ihren Praktiken erfahren Sie auch in unserem regelmäßig stattfindenden Trainings.
Kapitel 3.5: Agile Organisationsstrukturen und -modelle
SAFe, LeSS, Nexum und Scrum of Scrums
Insbesondere für Unternehmen, die ihre Lösungen mit einer wachsenden Gruppe von Scrum-Teams weiterentwickeln, haben sich in den letzten Jahren Vorgehensmodelle zur Skalierung in der Organisation entwickelt. Ob Scaled Agile Framework (SAFe), Large Scaled Scrum (LeSS) oder Scrum of Scrums, all diese Frameworks geben agilen Organisationentwicklern eine Blaupause für größere Scrum-basierte Organisationen.
RenDanHeYi und Micro-Factories
Auch andere Unternehmen entwickeln agile Organisationsstrukturen und -modelle, mit denen sie die Prinzipien, Methoden und Praktiken neuer Arbeitsformen skalieren. Dabei strukturieren diese agile Unternehmen sich zunehmend in kleinere, autonome Einheiten, oft als Microenterprises oder Micro-Factories bezeichnet. Diese kompakten Einheiten agieren nicht nur auf Entscheidungsebene der täglichen Aufgaben selbstgeführt, sie übernehmen zudem wirtschaftliche Verantwortung für sich.
Haier, der chinesische Hersteller für Weiße Ware, schafft in seinem RenDanHeYi-Modell ein klares, skalierbares System von Micro-Unternehmen. Das Unternehmen mit rund 70.000 Mitarbeitern hat ein Netzwerk aus rund 4.000 dieser Microenterprises geschaffen. Jede dieser Einheiten wirtschaftet mit seinen Produkten oder Dienstleistungen eigenständig – 200 davon mit Fokus auf den Endverbraucher, die verbleibenden 3.800 als interne Services. Arbeitsprozesse, Vorgehensmodelle, interne Organisationsstruktur, Geschäftsmodell, Strategie, Vision und Zweck der Unternehmung werden autonom, innerhalb eines definierten Rahmens entschieden.
Holocracy und Soziokratie
Im Zuge der Skalierung von Agilität in Unternehmen gehört Holocracy (auch Holacracy oder Holokratie) zu den häufiger eingesetzten Organisationssystemen. Holocracy ist eine Variante des bereits 1945 durch Kees Boeke entwickelten Managementsystems Soziokratie, das heute unter der Bezeichnung Sociocracy 3.0 geführt wird. Da beide Varianten des Organisationsmodells, Holocracy und Sociocracy 3.0, mit agilen und leanen Prinzipien kompatibel sind, trifft man sie verstärkt in agilen Organisationen an.
Holocracy und die Soziokratie basieren auf der Idee, dass Organisationen sich in autonom agierende, cross-funktional zusammengesetzte Teams strukturieren. Die unterschiedlichen Kompetenzen befähigen diese sogenannten Holons bzw. Circles eigenständig Grundsatzentscheidungen für ein klar abgegrenztes Themengebiet zu treffen. Die Soziokratie sieht für den Entscheidungsprozess ein strukturiertes Konsent-Verfahren vor. Auch das Vorgehensmodell kann in jedem Kreis variieren. So können agile Teams kontextabhängig zwischen Scrum, Kanban, Design Thinking und auch nicht agilen Modellen, wie dem Wasserfall- oder dem V-Modell wählen. Auch gänzlich andere Vorgehensmodelle sind denkbar.
Die Mitarbeiter eines soziokratisch aufgerichteten Unternehmens organisieren ihre Arbeitsverteilung eigenständig und können gleichzeitig in mehreren Kreisen aktiv sein. Die Modelle legen zudem einen Schwerpunkt auf die präzise Definition von Rollen. Dabei entfallen Berufsbezeichnungen nach Position, die kein Fachgebiet definieren (z.B. E-Commerce Manager, HR Business Partner oder Sales Partner DACH), wie auch Hierarchieangaben (z.B. Head of, Leiter, Director, Junior, Senior). Statt dessen fokussiert das Rollensystem auf die Fachexpertise und Talente der jeweiligen Person. In Holocracy kann jedes Team-Mitglied auch mehrere Rollen annehmen.
Spotify Model bzw. Spotify Engineering Culture
In 2014 veröffentlicht Agile Coach Henrik Kniberg zwei Videos zur agilen Kultur bei Spotify, einem digitalen Service für Musik-Streaming. Kniberg, der zwar am Modell mitgearbeitet hat, nicht aber sein Erfinder ist, zeigt wie autonome Teams bei Spotify ihre Zusammenarbeit in Squads, Tribes und Chaptern organisieren.
Teil 1: Spotify Engineering Culture (13:12 Min)
Teil 2: Spotify Engineering Culture (12:34 Min)
Das heute als Spotify Model bezeichnete agile Organisationssystem wird auch in Deutschland, zum Beispiel in einigen Bereichen der Deutschen Telekom eingesetzt.
BSO/Cells
Deutlich unbekannter ist das Organisationsmodell BSO/Cells des niederländischen Unternehmers Eckart Wintzen, das er für sein IT-Unternehmen BSO (später BSO/Origin) entwickelte. In seinem Buch „Eckart’s Notes“ beschreibt Wintzen, wie sich die weltweit 10.000 Mitarbeiter in autonomen Kreisen zu maximal 50 Kolleg*innen ohne Manager selbst führen. Das Besondere: Kommt ein/e 51. Kolleg*in hinzu teilt sich die Gruppe organisch in zwei eigenständig operierende Einheiten. Zentrale Aufgaben, wie die Buchhaltung oder PR, werden aus einer schlank aufgestellten Verwaltung heraus organisiert, die sich ebenfalls als eigenständige Einheit, nicht aber als Führungsgremium sieht.
Heute wird das Modell z.B. von dem ebenfalls niederländischen Unternehmen Buurtzorg angewendet. Der 2007 gegründete Pflegedienst organisiert mit diesem System rund überwiegend in den Niederlanden agierende 10.000 Pfleger*innen in über 850 Einheiten.
Kapitel 4: Agile Arbeit im Unternehmen einführen
Den agilen Reifegrad eines Pioniers wie Haier in China zu erreichen, braucht viel Zeit. Entscheidender Faktor ist die Größe des Unternehmens und wie viel Erfahrung die Organisation mit agilen Prinzipien, Methoden und Praktiken hat.
In unserer agilen Beratung für Transformationen erhalten Sie konkrete Unterstützung für die Einführung neuer Formen der Zusammenarbeit.
Mehr zu den Vorreitern agiler Arbeit und ihren Organisationsstrukturen erfahren Sie in den agilen Trainings unserer Akademie.