5 Maßnahmen für mehr Innovation im Unternehmen
Innovation ist für Unternehmen in der VUCA-Welt zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor geworden. Doch was ist eigentlich innovativ? Und warum ist Innovation für Unternehmen so wichtig? Erfahren Sie in diesem Artikel, mit welchen 5 Maßnahmen Sie Innovation in Ihrer Organisation fördern können und welche Rolle Agilität dabei spielt.
Inhalte dieser Seite
- Innovation – was heißt das eigentlich?
- Warum ist Innovation für Unternehmen wichtig?
- So fördern Sie Innovation im Unternehmen
- 1. Entwickeln Sie die richtige Haltung und Denkweise
- 2. Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen
- 3. Bieten Sie neue Perspektiven
- 4. Nutzen Sie agile Innovationsframeworks
- 5. Etablieren Sie agile Strukturen
- Zusammenfassung
Innovation – was heißt das eigentlich?
Innovation ist eines der großen Buzzwords unserer Zeit. Irgendwie ist alles innovativ und glaubt man der Werbung, so kommen fast täglich Innovationen auf den Markt. Doch manche davon sind schnell wieder vergessen. Erinnern Sie sich z. B. noch an die MiniDisc? Sie sollte in den 1990er-Jahren die Musikkassette als bespielbaren Tonträger ablösen. Vom Erfinder Sony als Revolution gefeiert, stieß die MiniDisc jedoch auf keine große Nachfrage und verschwand wieder vom Markt. Spätestens der Siegeszug des MP3-Formats machte ihr den Garaus.
Und jetzt denken Sie an Netflix. Ursprünglich startete der Streaming-Dienst als Online-Videothek. Das Geschäftsmodell: Man leiht sich DVDs und Blue-Rays online bei Netflix aus. So revolutionär klingt das nicht. Und Netflix hat auch nicht wirklich etwas Neues erfunden. DVDs, Videotheken und das Konzept, Filme zu leihen, statt zu kaufen, gab es schon vorher. Und doch war es innovativ, weil es ein echtes Problem der Menschen löste: Sie mussten nicht mehr den Weg in die Videothek auf sich nehmen, um sich Filme auszusuchen. Besonders für Menschen, die in ländlicheren Gegenden wohnten und für den Videothekenbesuch weitere Strecken zurücklegen mussten, stellte diese eine ziemliche Zeitersparnis dar. Inzwischen hat Netflix sein Geschäftsmodell komplett auf Streaming umgestellt. Das Prinzip ist gleich geblieben: Netflix bringt Filme zu den Menschen nach Hause.
Viele glauben, Innovation bedeutet, etwas Neues zu erfinden. Aber das ist nicht unbedingt der Fall. Innovation bedeutet vielmehr, ein Bedürfnis zu befriedigen und einen Mehrwert für die Menschen zu schaffen, den es vorher nicht gab.
Innovation is adding new value where it didn´t exist before.
Von einer echten Innovation spricht man also, wenn sich neue Ideen als Produkte, Services oder Dienstleistungen erfolgreich am Markt durchsetzen und den Nutzer*innen einen echten Mehrwert bringen. Erfindungen (Inventionen) sind noch keine Innovationen. Erst der Nutzen und der Mehrwert machen sie zu solchen.
Evolutionäre vs. revolutionäre Innovation
Bei Innovationen kann man zwischen zwei Ansätzen unterscheiden: evolutionäre und revolutionäre Innovation. Evolutionäre Innovation bezieht sich auf die kontinuierliche Verbesserung bestehender Produkte oder Dienstleistungen. Revolutionäre Innovationen zielen auf völlig neue Produkte oder Dienstleistungen ab, die einen Markt grundlegend verändern können.
Bei evolutionären Innovationen handelt es sich häufig um schrittweise Anpassungen und Verbesserungen. Ein Beispiel ist die kontinuierliche Verbesserung von Smartphones. In regelmäßigen Abständen bringen die Anbieter neue Modelle mit Optimierungen auf den Markt. Dies können z.B. bessere Kameras, längere Akkulaufzeiten oder leistungsfähigere Prozessoren sein. Auch in der Automobilbranche streben viele Hersteller nach kontinuierlicher Verbesserung: Sie rüsten neue Modelle regelmäßig mit weiterentwickelten Funktionen in den Bereichen Sicherheitstechnik, Effizienz oder Komfort aus.
Revolutionäre Innovationen hingegen verändern den Markt radikal und können neue Industrien oder Märkte schaffen. Deswegen spricht man hier auch von disruptiven Innovationen. Ein Beispiel dafür ist das iPhone von Apple, mit dem nicht nur ein neues Mobiltelefon, sondern auch ein neues Konzept des Mobile Computing eingeführt wurde. Das iPhone hat den Markt grundlegend verändert und den Weg für viele weitere Innovationen in der Mobilfunkbranche geebnet. Auch die Einführung von Cloud Computing durch Unternehmen wie Amazon Web Services (AWS) kann als revolutionäre Innovation bezeichnet werden. Cloud Computing ermöglicht eine völlig neue Art der Bereitstellung von IT-Infrastruktur und hat die Art und Weise, wie Unternehmen IT nutzen, grundlegend verändert.
Künstliche Intelligenz (KI) verändert derzeit die Art und Weise, wie Menschen und Unternehmen Daten sammeln und verarbeiten. Tools wie ChatGPT, die KI nutzen, revolutionieren dabei die Arbeitswelt. So beantwortet ChatGPT nicht nur einfache Fragen der Nutzer*innen. Der KI-Chatbot schreibt sowohl Nachrichten als auch komplexe Texte, Vorträge oder sogar wissenschaftliche Abhandlungen. Er unterstützt auch Programmierer*innen bei ihrer Arbeit, indem er beispielsweise Code schreibt oder korrigiert.
Warum ist Innovation für Unternehmen wichtig?
Innovation ist ein entscheidender Faktor, um in einer sich ständig verändernden Welt erfolgreich zu sein. Die VUCA-Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Die beiden Megatrends Globalisierung und Digitalisierung verändern die Geschäftswelt grundlegend und erfordern eine ständige Anpassung und Reaktionsfähigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Kund*innen erwarten heute mehr als nur Produkte und Dienstleistungen. Sie wollen eine nahtlose und personalisierte Erfahrung. Unternehmen müssen sich auf diese Erwartungen einstellen und innovative Lösungen finden, um sie zu erfüllen und damit langfristig am Markt zu bestehen.
Kodak, Nokia und Blockbuster: Beispiele für verpasste Innovationen
Einige Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, was mit Unternehmen passiert, die Innovationen verpasst haben. Ein bekanntes Beispiel ist Kodak, einst führender Hersteller von Fotoapparaten und Filmen. Das amerikanische Unternehmen unterschätzte die Bedeutung der digitalen Fotografie. Dabei wurde die erste Digitalkamera von einem Kodak-Ingenieur im eigenen Haus entwickelt. Dennoch versäumte es Kodak, frühzeitig auf die Digitalfotografie zu setzen und wurde von anderen Unternehmen überholt. Im Jahr 2012 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden und sein Kerngeschäft aufgeben. Heute verdient Kodak sein Geld mit Drucktechnologie.
Nokia, der ehemals größte Handyhersteller der Welt, passt ebenfalls in diese Reihe. Der finnische Telekommunikationskonzern hat den Trend zu Touchscreen-Smartphones unterschätzt und lange herkömmliche Tastenhandys hergestellt. Dadurch wurde Nokia als Marktführer von anderen Herstellern wie Apple und Samsung abgelöst.
Auch Blockbuster hat Innovationen verschlafen. Im Jahr 2000 hatte die weltweit größte Videothekenkette die Chance, Netflix für 50 Millionen US-Dollar zu übernehmen. Doch der damalige CEO von Blockbuster, John Antioco, hielt Netflix für ein Nischengeschäft und lehnte das Angebot ab. Auch danach versäumte es Blockbuster, auf den Trend zum Online-Streaming zu setzen. Das Unternehmen vertraute lange auf den physischen Verleih. Doch diese Strategie ging nicht auf. Blockbuster wurde von Netflix und anderen Streamingdiensten überholt und musste Insolvenz anmelden. Von ehemals über 9.000 Filialen weltweit existiert heute nur noch eine einzige im US-Bundesstaat Oregon.
So fördern Sie Innovation im Unternehmen
Aus heutiger Sicht ist es natürlich leicht, die Gründe für die Probleme von Kodak, Nokia, Blockbuster und vielen anderen zu analysieren. Damals war das nicht immer absehbar. Gerade große und erfolgreiche Unternehmen tun sich schwer damit, lange Zeit erfolgreiche Geschäftsmodelle aufzugeben und Innovationen voranzutreiben.
Ein immer wiederkehrendes Motiv: Viele Unternehmen definieren sich darüber, was sie tun, und nicht darüber, warum sie es tun oder welchen Mehrwert sie schaffen wollen. Das macht Innovationen schwierig. Kodak war viele Jahre sehr erfolgreich mit der Produktion von analogen Kameras und Filmen. Dieses Geschäftsfeld wollte man nicht zugunsten neuer Entwicklungen schwächen. Blockbuster hielt lange an seinem breiten Netz von Videothekenfilialen fest und verpasste es, auf Online-Streaming zu setzen.
Netflix hingegen hat sich zum Ziel gesetzt, „die Welt zu unterhalten“. Wie sie dies erreichen, ist zweitrangig. Lange Zeit wurden DVDs und Blue-Rays per Post an die Abonnenten verschickt. Heute hat Netflix mit seinem Streaming-Service die gesamte Unterhaltungsbranche verändert und produziert eigene Serien und Filme.
Es geht also nicht darum, „WAS“ oder „WIE“ ein Unternehmen etwas tut. Es geht vor allem darum, „WARUM“ oder „WOZU“ ein Unternehmen existiert. Der Sinn und Zweck eines Unternehmens, auch Purpose genannt, ist der zentrale Ausgangspunkt für Innovation. Simon Sinek hat mit dem Golden Circle ein Werkzeug etabliert, um einen Purpose zu finden oder zu entwickeln.
Ein Purpose ist aber natürlich nicht der einzige Baustein für mehr Innovation im Unternehmen. Lesen Sie in den folgenden Abschnitten, mit welchen Maßnahmen Sie Innovationen fördern können.
1. Entwickeln Sie die richtige Haltung und Denkweise
Das Fundament für Innovation ist also eine Art Philosophie oder Haltung: Nur mit der richtigen Denkweise und Einstellung ist es möglich, Innovation im Unternehmen zu fördern. Neben dem oben beschriebenen Purpose gibt es weitere kulturelle Faktoren, die das Innovationsdenken unterstützen. Dazu gehören eine Fehler- und Lernkultur sowie psychologische Sicherheit im Unternehmen. Auch die Förderung des unternehmerischen Denkens der Mitarbeitenden führt zu mehr Innovationskraft.
Fehler- und Lernkultur etablieren
5.126 gescheiterte Prototypen: Auf dem Weg zum ersten beutellosen Staubsauger musste James Dyson viele Rückschläge hinnehmen. Erst im 5.127. Anlauf entwickelte er schließlich das Modell G-Force, das den Staubsaugermarkt revolutionierte.
Das Beispiel zeigt: Innovation entsteht aus „Trial-and-Error“. Wer Neues ausprobiert, kann Fehler machen und Rückschläge erleiden. Es zeigt aber auch: Aus Fehlern kann Gutes entstehen. James Dyson hat aus jedem Fehlversuch etwas gelernt, um es beim nächsten Mal besser zu machen.
Eine gesunde Fehler- und Lernkultur im Unternehmen ist daher unerlässlich, um Innovationen zu ermöglichen oder zu fördern. Denn was passiert in Organisationen, in denen Fehler bestraft oder nicht toleriert werden? Nichts geht voran und niemand traut sich mehr, etwas Neues zu beginnen oder auszuprobieren.
In meiner Karriere habe ich 9.000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 Mal wurde mir der entscheidende Ball zugespielt und ich habe nicht getroffen. Ich bin immer wieder und wieder und wieder gescheitert in meinem Leben. Und das ist der Grund, warum ich erfolgreich bin.
Gerade in komplexen Umgebungen sind Fehler unvermeidlich. Haben Sie daher keine Angst vor Misserfolgen. Sprechen Sie offen darüber und ziehen Sie die richtigen Schlüsse daraus. Analysieren Sie, warum etwas schief gegangen ist, und machen Sie es beim nächsten Mal besser. Schaffen Sie eine Kultur des kontinuierlichen Lernens im Unternehmen und eine „Safe-to-Fail“-Umgebung, in der Mitarbeitende Risiken eingehen und Neues ausprobieren können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Agile Organisationen nutzen zahlreiche Formate oder Methoden, um eine Fehler- und Lernkultur zu fördern. Neben Retrospektiven bieten z.B. Celebration Grids die Möglichkeit, Handlungen oder auch Verhaltensmuster eines Teams regelmäßig zu reflektieren.
In Post-Mortem-Meetings analysieren sie, warum ein Produkt oder Projekt gescheitert ist. In vielen Organisationen hat sich auch das Format der Fuckup Nights etabliert, in denen Mitarbeitende oder Führungskräfte öffentlich über gescheiterte Projekte, Fehler und die daraus gezogenen Lehren berichten.
Psychologische Sicherheit herstellen
Eng verbunden mit der Fehler- und Lernkultur ist das Konzept der „psychologischen Sicherheit“. Ein Umfeld, in dem sich Menschen sicher fühlen, ihre Meinung und auch Kritik frei äußern zu können, kann ebenfalls Innovationen fördern. Insofern schafft psychologische Sicherheit ein positives Arbeitsklima, in dem Mitarbeitende eigenständig kreative Lösungen entwickeln können.
Unternehmen schaffen psychologische Sicherheit, indem sie eine transparente und offene Kommunikation sowie eine gesunde Fehlerkultur fördern. Jeder Mitarbeitende muss die Möglichkeit haben, sich einzubringen und gehört zu werden. So entwickeln sie das Gefühl, jederzeit ihre Meinung, Gedanken und auch Kritik äußern zu können.
Beispiele für Indikatoren für psychologische Sicherheit im Unternehmen:
- Die Mitarbeitenden sind bereit, kalkulierte Risiken einzugehen.
- Mitarbeitende äußern offen ihre Ideen.
- Sie sprechen Probleme an und übernehmen die Verantwortung für die Lösungsfindung.
- Mitarbeitende äußern ihre Meinung oder Kritik ohne Angst vor persönlichen Konsequenzen (z.B. Strafen oder Sanktionen).
- Mitarbeitende vertrauen darauf, dass ihre Kolleg*innen ihre Bemühungen oder ihre Arbeit nicht behindern oder untergraben.
Positive Streitkultur ermöglichen
Viele Unternehmen versuchen, Meinungsverschiedenheiten zwischen Mitarbeitenden und Teams zu vermeiden. Eine positive Streitkultur ist jedoch wichtig für die Entwicklung innovativer Ideen – und in einem psychologisch sicheren Umfeld auch gut möglich.
Innovationen entstehen nur, wenn die Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, ihre Ideen frei zu äußern, auszutauschen und in konstruktiven Debatten die richtige Lösung zu finden.
Intrapreneurship fördern
Die Kultur eines Unternehmens hat großen Einfluss auf die Innovationskraft. Fördert diese Intrapreneurship, also unternehmerischem Denken und Handeln der Mitarbeitenden, steigert dies die Innovationskraft innerhalb der Teams deutlich. Wird Intrapreneurship belohnt oder durch Initiativen strukturiert unterstützt, schaffen Führungskräfte damit ein Umfeld, in dem innovative Ideen gedeihen können und Mitarbeitende ermutigt werden, ihre unternehmerischen Fähigkeiten einzusetzen.
Intrapreneurship ermöglicht es, das kreative Potenzial der Mitarbeitenden zu nutzen und interne Innovationsquellen anzuzapfen. Teams und Kolleg*innen werden ermutigt, über den Tellerrand hinauszuschauen, neue Ideen zu generieren und innovative Lösungen für bestehende Herausforderungen zu entwickeln. So werden Unternehmen agiler und anpassungsfähiger, um auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren zu können. Eine der Voraussetzungen für Intrapreneurship ist die Transparenz der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Nur wenn die Mitarbeitenden wissen, wie das Unternehmen wirtschaftlich dasteht, haben sie die Möglichkeit, unternehmerisches Denken zu entwickeln.
Unternehmen können spezielle Programme und Ressourcen bereitstellen, um Intrapreneurship zu fördern. Dies können z. B. interne Innovationslabors, Hackathons oder ein unternehmensweites Ideenmanagement sein, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Ideen einbringen, erforschen und umsetzen können. Solche Programme bieten Raum, um zu experimentieren, aus Fehlern zu lernen und neue Geschäftsideen zu entwickeln. Auch spezielle Innovationsbudgets, die für bestimmte Projekte verwendet werden, können förderlich sein und die benötigten Ressourcen für Innovationen bereitstellen.
Ebenso wichtig für Intrapreneurship sind Autonomie und Verantwortung. Dazu sollten Unternehmen flexible Arbeitsstrukturen und Entscheidungsprozesse etablieren. So ermöglichen sie ihren Mitarbeitenden, eigenverantwortlich zu handeln, neue Ideen umzusetzen und innovative Projekte voranzutreiben.
2. Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen
Damit Innovationen eine gute Grundlage haben, braucht es bestimmte Rahmenbedingungen – einen fruchtbaren Boden sozusagen. Diese Rahmenbedingungen dienen als Basis und ermöglichen ein Umfeld, in dem Innovation gedeihen kann. Vision, Mission und Strategie des Unternehmens spielen dabei eine zentrale Rolle.
Vision, Mission und Unternehmensstrategie
Eine inspirierende Vision gibt dem Unternehmen und seinen Mitarbeitenden eine gemeinsame Ausrichtung und ein langfristiges Ziel. Sie definiert, wohin das Unternehmen strebt und schafft eine motivierende Perspektive. Die Vision dient als Leitstern und vermittelt den Mitarbeitenden, wie sie mit ihren Ideen und Innovationen zur Verwirklichung der Vision beitragen können.
Die Unternehmensmission konkretisiert die Vision und beschreibt, wie das Unternehmen seine Ziele erreichen will. Eine klar formulierte Mission stellt sicher, dass Innovationen auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet sind und einen Mehrwert schaffen.
Die Unternehmensstrategie legt den Rahmen und die Ziele fest, um die Vision und Mission zu verwirklichen. Sie definiert die strategischen Herausforderungen sowie Ziele des Unternehmens, setzt Prioritäten und Schwerpunkte.
Eine innovationsfördernde strategische Ausrichtung ermutigt dazu, zu experimentieren, mutige Entscheidungen zu treffen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Sie schafft auch die notwendige Infrastruktur und Ressourcen, um Innovationen zu unterstützen (z.B. Investitionen in Forschung und Entwicklung oder die Einrichtung von Innovation Labs).
Mit dem Lean Strategy Board hat Me & Company ein Werkzeug entwickelt, mit dem Sie eine Unternehmensstrategie entwickeln und die strategischen Ziele ins Tagesgeschäft Ihrer Teams herunterbrechen können.
Vision, Mission und Unternehmensstrategie sind entscheidend, um den Rahmen für Innovation zu setzen. Sie schaffen eine gemeinsame Ausrichtung, bieten Orientierung und geben den Mitarbeitenden die Leitplanken, um innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. In Kombination mit einer offenen Unternehmenskultur, flexiblen Strukturen und transparenten Prozessen schaffen sie optimale Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Innovationsförderung im Unternehmen.
Raum und Zeit für Innovationen geben
Viele Mitarbeitende sind mit dem operativen Tagesgeschäft ausgelastet. Innovation entsteht aber oft durch Experimentieren und manchmal auch durch Zufälle. So gehen beispielsweise die beliebten Post-it-Haftnotizen auf ein fehlgeschlagenes Experiment zurück. Ein Wissenschaftler der amerikanischen Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M) versuchte in den 1960er-Jahren, einen “Superkleber” zu entwickeln. Dabei entdeckte er sogenannte „Mikrosphären“. Diese sorgten dafür, dass der Klebstoff zwar hielt, sich aber auch leicht wieder von der Oberfläche lösen ließ. Doch das war damals nicht das, was 3M wollte. Erst einige Jahre später griff jemand im Unternehmen die Entdeckung auf – und erfand die berühmten Haftnotizen, die heute aus keinem Büro mehr wegzudenken sind.
Die Geschichte zeigt: Echte Innovationsprozesse lassen sich nicht zeitlich planen. Nur mit ausreichender Zeit und Unterstützung kommt es zu diesen magischen Momenten. Deswegen brauchen Teams und Mitarbeitende Zeit und Raum, um Neues auszuprobieren.
Unternehmen, die Innovation fördern wollen, sollten ihren Mitarbeitenden die notwendigen zeitlichen und räumlichen Ressourcen zur Verfügung stellen. In vielen agilen Organisationen ist organisationale Ambidextrie Standard: Die parallele Bearbeitung von Tagesgeschäft und Innovation führt zu einem größeren Geschäftserfolg.
Eine Möglichkeit ist es beispielsweise, bestimmte Tage in der Woche für Innovation zu blockieren und Teams den nötigen Freiraum zu geben. Ein prominentes Beispiel ist Googles „20-Prozent-Regel“: Das Tech-Unternehmen gibt seinen Mitarbeitenden einen Tag frei, an dem sie eigene Ideen und Projekte verfolgen können. Und das hat sich in der Vergangenheit ausgezahlt: In der 20-Prozent-Zeit entstanden einige der wichtigsten Google-Dienste wie z. B. Gmail oder Google Maps.
Andere Unternehmen haben sich daran ein Beispiel genommen und ähnliche Konzepte entwickelt. So veranstaltet das Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen Sipgate regelmäßig einen Open Friday. Auch bei Me & Company nehmen wir uns am MeDay Zeit für interne und individuelle Projekte.
Adobe Kickbox: Innovation für alle
Mit der „Adobe Kickbox“ hat der Softwarehersteller Adobe 2014 ein Programm entwickelt, mit dem Mitarbeitende ihre kreativen Ideen umsetzen und innovative Projekte vorantreiben können.
Die Kickbox enthält Werkzeuge, Ressourcen, Anleitungen und ein bestimmtes Budget. Darüber hinaus finden Mitarbeitende darin eine rote Karte, die so genannte „Get out of jail free“-Karte. Mit dieser Karte können sie sich von ihren regulären Aufgaben freistellen lassen, um an ihren Projekten zu arbeiten.
Die Idee dahinter: Innovation sollte nicht auf eine begrenzte Anzahl von Personen oder Abteilungen beschränkt sein. Sie kann von überall kommen. Jeder Mitarbeitende hat das Potenzial, positive Veränderungen herbeizuführen. In diesem Sinne soll die Kickbox den Innovationsprozess demokratisieren und es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Ideen zu entwickeln, zu testen und umzusetzen – unabhängig von ihrer Position im Unternehmen.
Fördern Sie Vernetzung im Unternehmen
Die Vernetzung innerhalb des Unternehmens spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Innovationen. Sie ermöglicht den Austausch von Wissen, Ideen und Perspektiven zwischen verschiedenen Abteilungen und Mitarbeitenden. Durch eine gute Vernetzung können Synergien geschaffen, Innovationen vorangetrieben und neue Lösungsansätze entwickelt werden.
Der Zugang zu unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen spielt dabei eine zentrale Rolle. Wenn Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen vernetzt sind, lernen sie voneinander und inspirieren sich gegenseitig. So entsteht ein fruchtbarer Boden für kreative Ideen und innovative Lösungen, da unterschiedliche Sichtweisen und Kompetenzen einfließen.
Unternehmen fördern Vernetzung auf unterschiedliche Weise. Zum einen können sie gezielt Plattformen und Ressourcen schaffen, die den Austausch und die Vernetzung unterstützen. Dies können beispielsweise interne soziale Netzwerke, virtuelle Kollaborationstools oder regelmäßige Teammeetings sein, die den Informations- und Erfahrungsaustausch erleichtern.
Auch Veranstaltungen oder Workshops fördern den interdisziplinären Austausch. Dies können zum Beispiel Barcamps, Hackathons oder interdisziplinäre Projektteams sein, in denen Mitarbeitende gemeinsam an innovativen Ideen arbeiten und voneinander lernen.
Eine weitere Möglichkeit entsteht, wenn Organisationen physische oder virtuelle Räume schaffen, in denen sich Mitarbeitende treffen und austauschen (z.B. Kreativräume, Innovation Labs oder digitale Kollaborationsplattformen).
3. Bieten Sie neue Perspektiven
Um Innovation und innovatives Denken im Unternehmen zu fördern, ist es wichtig, über den Tellerrand zu schauen und neue Perspektiven zu ermöglichen. Oft neigen Menschen dazu, in etablierten Denkmustern zu verharren. Der berühmte Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ ist auch heute noch in vielen Unternehmen und Meetings zu hören. Um innovative Ideen hervorzubringen, ist es jedoch notwendig, ausgetretene Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren.
Unternehmen können beispielsweise Innovationssafaris oder Exkursionen zu anderen Unternehmen oder Start-ups organisieren, um den Mitarbeitenden einen Einblick in innovative Geschäftsmodelle und -praktiken zu ermöglichen. Oder sie laden externe Referenten ein, die in Vorträgen oder Workshops neue Ansätze zur Ideengenerierung und Problemlösung vorstellen.
Indem Unternehmen ihre Mitarbeitenden ermutigen, neue Perspektiven einzunehmen und unkonventionelle Wege zu gehen, schaffen sie ein innovationsförderndes Umfeld. Der bewusste Bruch mit etablierten Denkmustern und die Offenheit für Neues legen den Grundstein für kreative Ideen und innovative Lösungen, die das Unternehmen voranbringen.
What-If-Methode für disruptives Denken
Die What-if-Methode zielt als kreative Denktechnik darauf ab, alternative Szenarien und Möglichkeiten zu erforschen. Mit der Frage „Was wäre, wenn…?“ werden unkonventionelle Ideen und Perspektiven entwickelt. So stellt die Methode gängige Annahmen und Beschränkungen in Frage, um neue Lösungen und innovative Wege zu entdecken.
Die Methode regt dazu an, alle Möglichkeiten auszuloten, auch solche, die auf den ersten Blick unrealistisch oder absurd erscheinen. Sie ermöglicht ein freies und uneingeschränktes Denken, das Raum für Kreativität und Innovation schafft. Die What-If-Methode umfasst in der Regel mehrere Schritte:
- Problem identifizieren: Um die What-if-Methode anwenden zu können, ist es wichtig, das spezifische Problem oder die Herausforderung klar zu verstehen. Dies kann zum Beispiel ein geschäftliches Problem oder ein technisches Hindernis sein.
- What-if-Fragen formulieren: Sobald das Problem klar ist, stellen Sie sich Fragen, die mit „Was wäre, wenn…?” beginnen. Diese Fragen sollen alternative Szenarien oder Möglichkeiten erkunden. Zum Beispiel: “Was wäre, wenn wir unbegrenzt Ressourcen zur Verfügung hätten?”, “Was wäre, wenn unsere Lösung von Apple entwickelt würde?” oder “Was wäre, wenn unser Produkt für Zielgruppe XY wäre?”.
- Frei und unbeschränkt denken: Bei der Anwendung der „Was-wäre-wenn“-Methode ist es wichtig, alle Grenzen und Konventionen beiseitezulassen. Erlauben Sie sich, über konventionelle Lösungen und Einschränkungen hinauszudenken. Auf diese Weise entwickeln Sie unkonventionelle Ideen.
- Konsequenzen untersuchen: Wenn Sie eine „Was-wäre-wenn“-Frage stellen, sollten Sie die möglichen Konsequenzen oder Auswirkungen des hypothetischen Szenarios analysieren. Dies hilft, mögliche Vor- und Nachteile alternativer Lösungen abzuwägen und realistische Einschätzungen vorzunehmen.
- Ideen und Lösungen generieren: Durch die Untersuchung verschiedener „Was-wäre-wenn“-Fragen entstehen neue Ideen und Lösungen. Halten Sie alle Ideen fest, um sie später bewerten und weiterentwickeln zu können.
- Ideen bewerten und auswählen: Nachdem Sie Ideen und Lösungen generiert haben, bewerten Sie diese. Dabei können Sie Kriterien wie Umsetzbarkeit, Wirksamkeit und Kosten berücksichtigen. Die vielversprechendsten Ideen können Sie dann auswählen und weiterverfolgen.
Innovationssafaris unternehmen und andere Unternehmen besuchen
Innovationssafaris sind Exkursionen oder Besuche von Mitarbeitenden oder Teams eines Unternehmens bei anderen Unternehmen oder Organisationen, die für ihre innovativen Ansätze, Praktiken oder Geschäftsmodelle bekannt sind. Ziel ist es, von den Erfahrungen und Best Practices anderer Unternehmen zu lernen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Innovationssafaris unterstützen den Innovationsprozess im Unternehmen. Sie liefern neue Impulse, Ideen und Einblicke, fördern das Lernen von erfolgreichen Unternehmen und verbessern das Verständnis für innovative Praktiken. Darüber hinaus tragen solche Besuche dazu bei, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Offenheit für neue Ansätze zu etablieren.
Der Besuch anderer Unternehmen fördert aus verschiedenen Gründen die Innovationsfähigkeit im eigenen Unternehmen:
- Innovative Ansätze und Vorgehensweisen in der Praxis sehen und verstehen: Mitarbeitende sammeln inspirierende Ideen, erkennen neue Trends und erleben innovative Lösungen in Aktion. Dies erweitert den Horizont und eröffnet neue Möglichkeiten und Denkweisen.
- Chance zum Austausch mit den Mitarbeitenden und Experten vor Ort: In Gesprächen und Diskussionen können Mitarbeitende wertvolle Erfahrungen austauschen, Fragen stellen und neue Kontakte knüpfen. Der direkte Kontakt mit anderen Innovatoren fördert den Wissenstransfer und schafft ein dynamisches Lernumfeld.
- Reflektieren und Hinterfragen der eigenen Prozesse und Arbeitsweisen: Die Mitarbeitenden erkennen, welche Aspekte in ihrem Unternehmen verbesserungswürdig sind und welche innovativen Praktiken sie übernehmen können, um ihre eigene Innovationskraft zu steigern. Der Vergleich mit anderen Unternehmen liefert wertvolle Anregungen für die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens.
Laden Sie externe Speaker ein
Auch die regelmäßige Einladung von externen Referenten oder Speakern ist eine wirksame Maßnahme, um die Innovationskultur im Unternehmen zu fördern. Sie bringen frische Perspektiven, Fachwissen und inspirierende Erfahrungen mit, die die Kreativität und das innovative Denken der Mitarbeitenden anregen können.
In Vorträgen oder Präsentationen bringen die Speaker neue Ideen und Best Practices aus verschiedenen Branchen und Unternehmen ein. Sie geben ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Erfolgsrezepte weiter. Das eröffnet neue Horizonte und regt zu innovativem Denken an. Die Mitarbeitenden können Fragen stellen und sich mit den Referenten und anderen Teilnehmenden austauschen. Diese Interaktionen fördern den Wissensaustausch, ermöglichen neue Perspektiven und schaffen Potenzial für zukünftige Kooperationen oder Partnerschaften.
Durch die regelmäßige Einladung externer Referenten schaffen Unternehmen eine Atmosphäre des Lernens, der Offenheit und der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Der stetige Fluss von neuen Impulsen und Ideen fördert die Innovationskultur im Unternehmen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, externe Referenten einzubinden: Unternehmen können beispielsweise Vortragsreihen, Konferenzen oder interne Veranstaltungen organisieren, bei denen externe Experten als Keynote-Speaker auftreten. Ein Beispiel hierfür ist die Lean-DUS-Veranstaltungsreihe von Sipgate. Auch bei Me & Company veranstalten wir regelmäßig Meetups, bei denen Referenten zu Themen aus den Bereichen Agilität und Customer Experience sprechen. Darüber hinaus können Unternehmen auch Workshops oder Seminare anbieten, in denen externe Expert*innen den Mitarbeitenden spezifische Innovationstechniken oder -methoden vermitteln.
4. Nutzen Sie agile Innovationsframeworks
Eine weitere Möglichkeit, innovative Lösungen im Unternehmen zu fördern, ist der Einsatz agiler Innovationsframeworks. Modelle wie Design Thinking, Design Sprints oder Innovation Huddle bieten Teams einen strukturierten und systematischen Ansatz, um innovative Produkte oder Lösungen zu entwickeln und den Innovationsprozess effektiv zu gestalten. Agile Innovationsframeworks bieten folgende Vorteile:
- Strukturierte Innovationsprozesse: Die Frameworks bieten einen strukturierten Ansatz für den Innovationsprozess. Sie helfen, den Prozess von der Ideenfindung bis zur Umsetzung systematisch zu durchlaufen. Innovationen bleiben so nicht dem Zufall überlassen, sondern werden bewusst gefördert und gesteuert.
- Fokus auf Kundenbedürfnisse: Viele Innovationsframeworks legen einen starken Fokus auf die Kundenzentrierung. Sie betonen, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und zu erfüllen. Das Ziel der Vorgehensmodelle ist es, einen echten Mehrwert für die Kund*innen zu schaffen.
- Agilität und Flexibilität: Sie fördern Agilität und Flexibilität im Innovationsprozess. Durch iterative und inkrementelle Entwicklungszyklen können Unternehmen schnell auf Marktfeedback reagieren und ihre Innovationen kontinuierlich verbessern.
- Förderung von Kreativität und Zusammenarbeit: Innovationsframeworks fördern kreative Problemlösungen und die Zusammenarbeit im Unternehmen. Durch den Einsatz agiler Methoden wie Brainstorming oder Prototyping sowie durch interdisziplinäre Zusammenarbeit bringen sie unterschiedliche Perspektiven und Expertisen zusammen, um innovative Lösungen zu entwickeln.
Design Thinking
Mit Design Thinking finden Teams innovative Lösungen für jede Art von Herausforderung oder Problem. Das Ergebnis kann ein Prozess, eine Dienstleistung, ein Produkt oder auch eine neue Rolle in einem Unternehmen sein. Das Vorgehensmodell richtet den Fokus auf die Nutzer*innen und ermöglicht eine umfassende und empathische Perspektive auf das zu lösende Problem. Das Ziel sind innovative Lösungen, die den Nutzer*innen weiterhelfen.
Der Design-Thinking-Prozess läuft typischerweise in 5 Phasen ab:
- Empathize (Einfühlen): Das Team führt Gespräche mit der Zielgruppe und beobachtet Kund*innen, um ihre Bedürfnisse, Probleme und Wünsche zu verstehen.
- Define (Definieren): Im zweiten Schritt definiert das Team das zu lösende Problem auf Grundlage der identifizierten Bedürfnisse und Wünsche.
- Ideate (Ideen entwickeln): Durch kreatives Denken und das Abwägen aller Optionen entwickelt das Team möglichst viele Ideen und Lösungsansätze.
- Prototype (Prototyp): Im nächsten Schritt erstellt das Team schnelle und einfache Modelle, um die Ideen zu testen und zu verbessern.
- Test (Testen): Das Team testet die Lösungen, indem es Nutzerfeedback einholt. Anhand der Ergebnisse werden die Lösungen angepasst.
Design Thinking ist ein iterativer Prozess: Teams durchlaufen ihn mehrmals, bis sie die passende Lösung gefunden haben. Mit jeder Iteration vertieft das Team das Nutzerverständnis und verbessert so die Lösung.
Design Sprint
Der Design Sprint ist die „Kurzvariante“ von Design Thinking und fasst den Prozess in wenigen Tagen zusammen. In nur fünf Tagen entwickeln Teams dabei einen Prototyp. Der Design-Sprint-Prozess gliedert sich in fünf Phasen, die ein Team typischerweise in fünf Tagen durchläuft:
- Map (Problem verstehen): Zunächst geht es darum, das Problem zu verstehen. Hierzu sammelt das Team Daten sowie Informationen und führt Interviews mit Kund*innen und Expert*innen.
- Sketch (Skizzieren einer Lösung): Im zweiten Schritt generiert das Team Ideen zur Lösung des Problems und visualisiert diese in Form von Skizzen. Bei der Ideenentwicklung helfen Methoden wie Design Studio, 635-Brainwriting oder auch die What if-Methode. Zur Visualisierung können Teams beispielsweise Storyboards oder User Journeys verwenden.
- Decide (Für eine Lösung entscheiden): An Tag drei wählt das Team die besten Ideen aus und trifft eine Entscheidung, welche Lösung es umsetzt.
- Prototype (Prototyp bauen): Aus den ausgewählten Ideen entwickelt das Team einen oder mehrere Prototypen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen: Der Prototyp kann zum Beispiel ein Papiermodell, ein Wireframe oder ein interaktives Mock-Up sein.
- Test (Nutzertests durchführen): Am fünften Tag führt das Team Nutzertests durch und sammelt Feedback. Dies kann in Form von Einzelinterviews, einer Gruppendiskussion oder einer Online-Testumgebung erfolgen. Ziel ist es, herauszufinden, wie die Nutzer*innen mit dem Prototyp interagieren und daraus Schlüsse für die Verbesserung des Produkts zu ziehen.
Im Vergleich zu Design Thinking konzentriert sich der Design Sprint auf die schnelle Entwicklung eines Prototyps und die Validierung von Ideen. Während Design Thinking in einem größeren Rahmen stattfindet und mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nimmt, kommen die Teams beim Design Sprint bereits nach fünf Tagen zu ersten testbaren Lösungen.
Double Diamond
Das Double-Diamond-Modell verfolgt den kreativen Problemlösungsprozess auf systematische und strukturierte Weise. Es hilft, Hindernisse zu überwinden und stellt sicher, dass das Team den Fokus behält. Der Double-Diamond-Prozess besteht aus vier Phasen. In den ersten beiden Phasen geht es darum, das Problem zu verstehen und zu definieren. In den letzten beiden Phasen geht es um die Suche nach Lösungen und deren Umsetzung.
- Discover (Entdecken): In der Discover-Phase konzentriert sich das Team darauf, das Problem oder die Herausforderung zu verstehen und zu definieren.
- Define (Definieren): Durch eine klare und eindeutige Definition der Herausforderung schafft das Team eine gemeinsame Basis für die Problemlösung.
- Develop (Entwickeln): In dieser Phase entwickelt und konkretisiert das Team Lösungsideen.
- Deliver (Bereitstellen): In der Deliver-Phase liefert das Team die endgültige Lösung.
Lean Startup
Lean Startup zielt auf einen schnellen und effizienten Produktentwicklungsprozess ab. Das Grundprinzip des Modells ist es, möglichst früh Feedback von potenziellen Kund*innen einzuholen und so Risiken zu reduzieren. Dazu erstellen Teams schnell und schlank ein Minimum Viable Product (MVP). Das MVP wird auf Basis des Feedbacks kontinuierlich weiterentwickelt. Dieses Vorgehen hilft Unternehmen, schnell auf Veränderungen des Marktes und der Kundenbedürfnisse zu reagieren. Die Chancen für eine erfolgreiche Produkteinführung steigen.
Der Lean-Startup-Prozess besteht aus drei Schritten, die Teams immer wieder durchlaufen. Durch ständige Iteration und Verbesserung entwickelt das Team schließlich das endgültige Produkt, das die Bedürfnisse der Kund*innen erfüllt:
- Build (Erstellen): Im ersten Schritt erstellt das Team eine minimale Version des Produkts, um es so schnell wie möglich zu testen.
- Measure (Testen): Das Team testet die entwickelte Lösung und sammelt Feedback von potenziellen Nutzer*innen ein.
- Learn (Lernen): Im dritten Schritt wertet das Team das gesammelte Feedback aus und überlegt, wie es diese Daten und Erkenntnisse nutzen kann, um das Produkt weiterzuentwickeln.
Innovation Huddle
Mit dem Innovation Huddle entwickeln Teams in nur zwei Tagen effektive Lösungen für aktuelle Herausforderungen. Das agile Vorgehensmodell eignet sich für Teams aller Fachrichtungen und hilft ihnen, schnell und schlank Lösungen zu entwickeln. Teams können das Framework beispielsweise einsetzen, um neue Produkte zu entwickeln, bestehende Lösungen zu verbessern oder die interne Zusammenarbeit zu optimieren.
Das Framework besteht aus vier Modulen, die aufeinander aufbauen, aber auch unabhängig voneinander eingesetzt werden können. Die zyklische Darstellung des Innovation Huddle verdeutlicht, dass Lösungen kontinuierlich weiterentwickelt werden sollten:
- Insight-Modul: Im Insight-Modul geht es darum, eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen. Die Teammitglieder teilen ihr Wissen über Kund*innen, Markt und Wettbewerb. Dazu füllen sie Proto-Personas aus, erstellen eine Customer Journey Map und tauschen ihr Marktwissen aus. Zeitrahmen für das Modul: 2. Stunden.
- Challenge-Modul: In diesem Modul entwickelt das Team in 90 Minuten ein gemeinsames Verständnis des zu lösenden Problems. Sie erstellen ein Problem-Mapping, in dem sie die bestehenden Probleme, unerfüllten Bedürfnisse oder Erwartungen der Zielgruppe skizzieren und analysieren. Außerdem entscheidet das Team, welche Probleme es im weiteren Verlauf lösen möchte.
- Idea-Modul: Im Idea-Modul entwickelt das Team mithilfe der Design-Studio-Methode eine Vielzahl von Ideen. Im zweiten Teil des Moduls wählt das Team die vielversprechendsten Ideen aus, die es weiterverfolgen möchte. Zur Auswahl der besten Ideen verwendet das Team eine Fokusmatrix. Insgesamt sollte das Team für dieses Modul ca. 3 Stunden einplanen.
- Solution-Modul: Aus den ausgewählten Ideen entwickelt das Team testfähige Prototypen. In diese Prototypen fließen die wesentlichen Details der Lösungsansätze ein, um sie anschließend mit Kund*innen, Stakeholder*innen oder Kolleg*innen testen zu können. So erfährt das Team frühzeitig, ob die entwickelten Lösungen einen Mehrwert für die Zielgruppe schaffen. Für dieses Modul kann das Team einen Zeitrahmen von drei bis sechs Stunden einplanen.
5. Etablieren Sie agile Strukturen
Die bisher dargestellten Maßnahmen zur Innovationsförderung können von Unternehmen ohne strukturelle Veränderung der Organisation umgesetzt werden. Aber auch die Etablierung agilerer Strukturen kann dazu beitragen, Innovationen zu ermöglichen und voranzutreiben.
Agile Arbeitsweisen und Organisationsstrukturen ermöglichen es den Mitarbeitenden, ihre Kreativität und Innovationskraft zu entfalten, fördern die Zusammenarbeit und schaffen ein Umfeld, in dem innovative Ideen gedeihen können.
Innovation als Kern von Agilität
Innovation ist der Kern von Agilität und die treibende Kraft hinter agilen Arbeitsweisen: Agilität zielt darauf ab, Unternehmen anpassungsfähiger und reaktionsfähiger gegenüber Veränderungen im Umfeld zu machen. Dazu fördert sie Strukturen, Denkweisen, Methoden und generell Arbeitsweisen, die Innovation und die Entwicklung neuer Ideen, Produkte oder Geschäftsmodelle ermöglichen.
Einer der zentralen agilen Werte ist die Kundenzentrierung, die bei Innovation eine wichtige Rolle spielt. Nur wenn eine neue Lösung einen Mehrwert für die Nutzer*innen schafft, entsteht wirkliche Innovation. Ein wesentlicher Aspekt von Innovation ist es daher, die Kundenbedürfnisse zu verstehen und das Kundenerlebnis zu verbessern.
Ambidextrie: Verbindung von Innovation und Tagesgeschäft
In diesem Rahmen spielt auch das Konzept der Ambidextrie eine wichtige Rolle. Ambidextrie bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, innerhalb eines Teams oder einer Einheit Wertschöpfung zu betreiben (Exploitation) und gleichzeitig neue innovative Ideen zu erforschen (Exploration). Ambidextrie ermöglicht es Unternehmen, sich kontinuierlich zu verbessern und zugleich neue Wachstumschancen zu verfolgen.
Mit Ambidextrie stellen Unternehmen sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse und Innovationen in die bestehende Organisation integriert werden. Ambidextrie bildet somit eine starke Grundlage für Agilität, indem das Konzept Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung fördert und Unternehmen wettbewerbsfähiger macht. In diesem Sinne sollten Unternehmen spezielle Strukturen schaffen, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, Zeit und Ressourcen für Innovationsprojekte bereitzustellen, während das Tagesgeschäft weiterläuft.
Das 3-Horizonte-Modell
Das Konzept der „3 strategischen Horizonte“ ermöglicht es Unternehmen, ihre Ressourcen effektiv auf die verschiedenen Innovationsbereiche zu verteilen und ein ausgewogenes Portfolio an Projekten aufzubauen. Das 3-Horizonte-Modell wurde erstmals 1999 vom ehemaligen McKinsey-Berater Mehrdad Baghai in seinem Buch „The Alchemy Of Growth“ vorgestellt. Es schafft eine klare Ausrichtung auf kurzfristige Effizienz, mittelfristiges Wachstum und langfristige Transformation. Das Modell stellt sicher, dass Innovation nicht nur ein zufälliges Nebenprodukt ist, sondern vom Unternehmen gezielt gefördert und gesteuert wird.
Der erste strategische Horizont umfasst die Kernaktivitäten des Unternehmens und konzentriert sich auf die kontinuierliche Verbesserung und Optimierung des bestehenden Geschäfts. Ziel ist es, das Kerngeschäft zu sichern und gleichzeitig die Innovationsfähigkeit zu erhalten.
Im zweiten strategischen Horizont beschäftigt sich das Unternehmen mit dem Ausbau des bestehenden Geschäftsmodells und der Erschließung neuer Märkte. Das Unternehmen verfolgt Projekte zur Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen, um neue Kundensegmente anzusprechen oder bestehende Kundenbedürfnisse besser zu befriedigen. Der Fokus liegt auf der Erweiterung des Geschäfts, ohne das Kerngeschäft zu vernachlässigen.
Der dritte strategische Horizont ist der Erforschung und Entwicklung völlig neuer Geschäftsideen und disruptiver Innovationen gewidmet. Ziel ist es, durch bahnbrechende Innovationen langfristiges Wachstum und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Agile Organisation
Agile Organisationsformen spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Innovation in Unternehmen. Sie zeichnen sich durch flache Hierarchien, selbstorganisierte Teams und dezentrale Entscheidungsfindung aus. Agile Organisationen fördern Eigenverantwortung, die Zusammenarbeit in cross-funktionalen Teams sowie ein dynamisches und flexibles Arbeitsumfeld. Dadurch können Mitarbeitende und Teams in agilen Organisationen schneller auf Veränderungen reagieren, kreative Ideen entwickeln und Innovationen vorantreiben.
In agilen Organisationen werden Entscheidungsbefugnisse auf die Teams verteilt. Sie treffen operative Entscheidungen eigenständig und müssen nicht erst eine Führungskraft konsultieren. So können sie Innovationen ohne lange Genehmigungsprozesse und bürokratische Hürden agil entwickeln und umsetzen.
Agile Organisationen fördern auch die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen den Mitarbeitenden. In agilen Teams, die eng und über Fachgrenzen hinweg zusammenarbeiten, kommen unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen zusammen. Diese verschiedenen Blickwinkel auf ein Problem tragen dazu bei, innovative Ideen zu generieren.
Darüber hinaus ermöglichen agile Organisationen eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und des Lernens. Durch agile Methoden, regelmäßige Retrospektiven und Feedbackschleifen reflektieren Teams ihre Arbeit und passen ihre Arbeitsweise iterativ an. Diese Lernkultur fördert das Experimentieren, das Lernen aus Fehlern und das Testen neuer Ansätze, was wiederum die Innovationskraft des Unternehmens stärkt.
Auch die Kundenzentrierung spielt in agilen Organisationen eine wichtige Rolle. Agile Teams arbeiten eng mit Kund*innen zusammen und beziehen deren Feedback in den Innovationsprozess ein. So können sie Produkte und Dienstleistungen gezielt auf Kundenbedürfnisse ausrichten und innovative Lösungen entwickeln.
Agile Führung
Agile Führung unterscheidet sich vom klassischen Management und kann ebenfalls den Innovationsprozess unterstützen: Agile Führungskräfte geben nicht die Richtung vor und erklären den Teams, was sie zu tun haben. Sie schaffen vielmehr einen Rahmen und ein Umfeld, in dem Innovationen entstehen können.
Agile Führungskräfte fördern eine offene Kommunikation und befähigen ihre Mitarbeitenden, Verantwortung zu übernehmen und eigenständig Entscheidungen zu treffen. Sie fördern eine Vertrauenskultur, in der Mitarbeitende bereit sind, Risiken einzugehen und neue Ideen voranzutreiben. Agile Führungskräfte fungieren als Coach und Unterstützer, um die Entwicklung innovativer Ideen und die Umsetzung von Innovationen zu fördern.
Zusammenfassung
Neu ist nicht gleich innovativ. Innovation bedeutet vielmehr, einen Mehrwert für Nutzer*innen zu schaffen, den es vorher nicht gab. Diese Fähigkeit ist für Unternehmen heute entscheidend, um in der VUCA-Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fünf Maßnahmen können helfen, Innovation im Unternehmen zu fördern:
- Zunächst ist es wichtig, Innovation als Philosophie und Denkweise zu verstehen. Mit der Etablierung einer Fehler- und Lernkultur, der Stärkung psychologischer Sicherheit und der Förderung von Intrapreneurship legen Unternehmen den Grundstein für innovative Ideen.
- Entscheidend für die Förderung von Innovation im Unternehmen sind auch die richtigen Rahmenbedingungen (z.B. Vision/Mission/Unternehmensstrategie sowie Raum und Zeit für Innovationsprojekte).
- Neue Perspektiven eröffnen Chancen für innovative Ideen: Organisieren Sie z.B. Innovationssafaris oder laden Sie externe Referenten ins Unternehmen ein.
- Agile Innovationsframeworks unterstützen ein strukturiertes und systematisches Vorgehen bei der Entwicklung innovativer Produkte oder Lösungen.
- Nicht zuletzt schaffen agile Strukturen ein Umfeld, in dem innovative Ideen entstehen können.